Langzeit-Konzept zum Wasser fehlt

Vier Bürgermeister der Edersee-Region nehmen obere Behörden in die Pflicht

Blick auf den Edersee von der Insel Scheid in Richtung Rehbach vor 14 Tagen. 128 Millionen Kubikmeter Wasser befanden sich damals in der Talsperre. Das waren 45 Millionen Kubikmeter weniger als im Durchschnitt seit 1914 am gleichen Tag. Gestern vermeldete das WSA den Edersee noch knapp halb voll bei 95 Millionen Kubikmetern – satte 70 Millionen Kubikmeter unter dem „langjähriges Mittel“ genannten Wert. © Foto: Schuldt

Edersee – Die Anrainerkommunen rund um den Edersee fordern eine zukunftsfähige und transparent gesteuerte Wasserbewirtschaftung. Mit Nachdruck und Gestaltungswillen brächten sich die Kommunen Bad Wildungen, Edertal, Vöhl und Waldeck in die laufende Debatte ein, schreiben die vier Bürgermeister in einer gemeinsamen Presseerklärung vom gestrigen Dienstag. Hintergrund ist das Auslaufen der sogenannten Triggerlinie zur Steuerung des Ederseepegels – eine ehemals gemeinsam verabredete Regelung zur sparsamen Wasserabgabe in niederschlagsarmen Zeiten.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) hatte die fünfjährige Probephase nach dem Auslaufen 2024 nicht verlängert. Voraussetzung für eine Verlängerung des Testlaufs wäre laut WSA eine Einigung zwischen den Vereinen „Interessengemeinschaft Oberweser“ und „Regionalverband Eder/Diemel“ (RVED) gewesen. Beide hätten der Verlängerung zustimmen müssen. Anrainer der Oberweser hatten allerdings in der Vergangenheit durchblicken lassen, dass sie daran kein Interesse hegen. Vielen Edersee-Anliegern wiederum reichte die Triggerlinie nicht aus.

Ohne ein Weiterlaufen des Testbetriebs seien nicht genug Daten für eine Auswertung zu gewinnen, argumentierte das WSA daraufhin und zog sich zurück auf die alte Regelung: Solang der Vorrat hält, wird Edersee-Wasser unbegrenzt abgelassen, um Schifffahrt auf der Oberweser uneingeschränkt zu gewährleisten. Das moderierende Regierungspräsidium brach als Konsequenz alle Gespräche über die Edersee-Bewirtschaftung ab.

Die Folgen seien spürbar, sagen die Bürgermeister der Edersee-Region: Sinkende Pegelstände beeinträchtigten Tourismus, Naturerlebnis, Wirtschaft und Lebensqualität in der gesamten Region. „Die Stadt Waldeck war über den Regionalverband Eder-Diemel (RVED) eng in die Diskussionen eingebunden. Auf der Jahreshauptversammlung des Verbandes wurde deutlich, dass es neben der gescheiterten Abstimmung mit der Interessengemeinschaft Oberweser vor allem an personeller Kontinuität, klaren Zuständigkeiten und langfristigen Konzepten fehlt“, zieht Nicolas Havel Bilanz. Die vier Kommunen fordern daher eine wissenschaftlich fundierte, nachvollziehbare Steuerung des Ederseepegels – idealerweise auf Grundlage einer weiterentwickelten Triggerlinie – sowie ein koordiniertes Zusammenspiel aller beteiligten Behörden auf Bundes- und Landesebene.

Die aktuellen Entscheidungen seien für die Region nur schwer nachvollziehbar. Es fehlten belastbare Informationen zu den Entscheidungswegen und Einflussmöglichkeiten einzelner Akteure. Dabei sei eine faktenbasierte, transparente Wasserbewirtschaftung – auch unter veränderten klimatischen Rahmenbedingungen – grundsätzlich möglich. Die Region erwarte hier mehr Offenheit, mehr Dialog und mehr Beteiligung.

Die Bürgermeister der Anrainerkommunen appellieren geschlossen an die zuständigen Stellen. „Ein stabiler Wasserstand ist die Grundlage für eine funktionierende touristische Infrastruktur – und damit für Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region“, unterstreicht der Wildunger Rathauschef Ralf Gutheil.

„Der Dialog muss fortgeführt werden. Nur gemeinsam lassen sich tragfähige Lösungen entwickeln“, unterstützt Edertals Frederik Westmeier.

„Politik lebt von Kompromissen. Nur wenn alle Seiten aufeinander zugehen, können wir eine Lösung finden, von der am Ende alle profitieren – im Sinne unserer Region und einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung“, ergänzt Amtskollege Karsten Kalhöfer aus Vöhl.

1.Erlebniskonzepte wie “Edersee Atlantis” machen versunkene Orte sichtbar.

2. Themenwege, Naturangebote und Kunstinstallationen ergänzen das klassische Wassererlebnis.

3. Flexible touristische Nutzungskonzepte am Ufer schaffen Spielraum für Privatinitiativen und Investoren.

4. Neue Kampagnen setzen auf Ganzjahrestourismus mit Fokus auf Natur, Geschichte und Regionalität.

Die Region rund um den Edersee stehe bereit, ihren Teil beizutragen. Jetzt seien Land, Bund und die zuständigen Fachbehörden gefordert, die Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Wasserbewirtschaftung zu schaffen. „Die Stadt Waldeck und ihre Partnerkommunen bringen sich konstruktiv und lösungsorientiert ein – für einen lebendigen, ökologisch intakten und ganzjährig erlebbaren Edersee“, schließt Nicolas Havel.RED/SU

2025 WLZ 09. 07.