Tierpark-Wölfin erschossen
Junges Tier gerät in Panik und überspringt Gehegezaun

Europäische Wölfe im Wildtierpark Edersee: Am Dienstag ist eine junge Wölfin über den Gehegezaun gesprungen. Das Tier wurde auf seiner Flucht erschossen. © Foto: Matthias Schuldt
Edersee – Eine Wölfin im Wildtierpark Edersee hat am Dienstag den Zaun ihres Geheges übersprungen. Während ihrer Flucht wurde sie erschossen. Das gab die Nationalparkverwaltung am Dienstagabend in einer Pressemitteilung bekannt. Dass am selben Tag Hessenforst bei Odershausen einen etwaigen Wolfsriss in einem Damwildgatter untersucht hatte (wir berichteten), ist Zufall – beide Ereignisse stehen nicht im Zusammenhang.
Die junge Wölfin aus dem Wildtierpark geriet demnach in Panik, als Tierärzte einen anderen Wolf behandelten. Nach dem Vorfall evakuierte und schloss die Nationalparkverwaltung den Tierpark umgehend, wie ein Sprecher mitteilte. Die Wölfin überlebte die Flucht nicht, da sie innerhalb des Parks erlegt wurde, wie der Nationalpark berichtete.
„Um sie mit einem Narkosepfeil treffen zu können, hätten wir auf 20 bis maximal 25 Meter an die Wölfin herankommen müssen“, erklärt ein Sprecher der Nationalparkbehörde auf Nachfrage. Das Tier habe jedoch beständig eine Fluchtdistanz von 50 Metern zu den Parkmitarbeitern gehalten. Die Sorge sei aufgekommen, dass die Wölfin auch den äußeren Zaun des Parks überwinden und davonlaufen könnte.
„Gehegewölfe sind in ihrem Verhalten nicht mit wilden frei lebenden Wölfen zu vergleichen. Sie zeigen gegenüber den Menschen wenig Scheu und ein atypisches Verhalten“, erläutert die Nationalparkverwaltung. Es sei nicht berechenbar, ob sich dieses atypische Verhalten auch in Aggressionen gegenüber Menschen niederschlage. Darum hätten sich die Verantwortlichen „im Sinne der Gefahrenabwehr“ zu der schweren Entscheidung durchgerungen, auf die Wölfin zu schießen, bevor sie vom Parkgelände fliehen konnte.
Das Nationalparkamt und die Leitung des Wildtierparks untersuchten den Vorfall nun gründlich und prüften, welche zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen erforderlich seien. Unabhängig davon hat die Einrichtung inzwischen aber wie gewohnt geöffnet und auch die Wölfe in ihren Gehege können beobachtet werden.
Seit 2018 hält der Tierpark auf diesem gesicherten Gelände Wölfe. Zur Saisoneröffnung im April 2019 hatte der Park das neue Gehege der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt. Es unterstrich damals die inhaltlich neue Ausrichtung bei der Haltung von Wölfen. Während die früheren Rudel im Park aus inzwischen altersbedingt gestorbenen kanadischen Timberwölfen zusammengesetzt waren, leben im heutigen Wolfsgehege nur europäische Wölfe.
Der Grund für die Umstellung: Der Wildtierpark stellt im Zuge mit seiner direkten Anbindung an den Nationalpark Kellerwald-Edersee die heimischen Tierarten noch stärker in den Vordergrund als früher.
MATTHIAS SCHULDT
»SEITE 10
Zwei Beispiele anderer Fluchten
2010 knabberten Wölfe in Schweden einen Zaun durch. Die Leittiere flohen. Die übrigen wurden erschossen, weil sie laut Parkbetreibern ohne Alphatiere nicht zu halten gewesen wären. 2017 übersprang eine Wölfin im Tierpark Isselburg mehrere Zäune, darunter den zwei Meter hohen des Geheges. Auch ihr kam man mit dem Betäubungsgewehr nicht nah genug. Sie wurde erschossen, nachdem sie sich gegen Einfangen durch den Biss in den Schuh eines Mitarbeiters gewehrt hatte.
SU
2025 WLZ 06. 03.