Alternativen zu Wegwerf-Mode im vollen Schrank
Waldeck – Der Waldecker Verein für Jugend und Kultur (WaJuKu) hat zu einem Info-Abend unter dem Titel „Mode und mehr“ eingeladen. Nachhaltiger Verbrauch ist auch in Zeiten der Wegwerf-Mode mit all ihren negativen, sozialen und ökologischen Konsequenzen möglich, verdeutlichte ein Vortrag. Übervolle Schränke und immer wieder dem neuesten Trend hinterherzujagen, erscheint mehr und mehr Menschen sinnlos. Begleitend zu diesem Thema wurde gezeigt, wie sich mit Lebensmitteln aus der heimischen Natur günstig und nachhaltig Leckeres zaubern lässt.
Weg vom Kaufen, Kaufen, Kaufen
Informationsabend von WaJuKu über Alternativen zur Wegwerf-Mode

Freienhagen – Welche Frau kennt das nicht? Sie öffnet ihren Kleiderschrank und findet nichts Richtiges zum Anziehen. Die Arolserin Ute Schütz hatte viele Tipps parat in ihrem Vortrag beim Waldecker Verein für Kunst, Jugend und Kultur (WaJuKu) unter dem Titel „Mode und Mehr“. Die Referentin arbeitete über 20 Jahre für Modehäuser. Inzwischen legt sie ihren Fokus auf Vorträge, Workshops und Beratung über Mode allgemein und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Deshalb richtete sie auch die Frage „Was können wir tun?“ ans Publikum. Die Referentin löste damit eine lebhafte Diskussion aus. Tenor: Volle Schränke, weil es nicht gelingt, sich auch mal von Klamotten zu trennen.
Laut Ute Schütz liegt das daran, „dass wir mit vielen Kleidungsstücken Erinnerungen verbinden und weil wir dazu erzogen worden sind, nichts wegzuwerfen.“ Doch das Einkaufsverhalten der Eltern und Großeltern sei in der heutigen Zeit nicht mehr aktuell, weil sich die Modebranche radikal geändert habe. „Fast Fashion“ sei schnell, trendbezogen und kurzlebig. Produktion und Verkauf spielten sich binnen zwei Wochen ab. Folge: Die Textilproduktion verdoppelte sich weltweit seit 2000. Die Hälfte der Fast Fashion habe nach einem Jahr ausgedient. 80 Prozent der Ware würden verbrannt oder landeten auf Mülldeponien. Das System beinhalte Billiglöhne und Kinderarbeit in Drittländern.
Laut Ute Schütz sei in einigen Modehäusern ein Umdenken festzustellen. Auch das Kaufverhalten habe sich teilweise geändert. Ute Schütz verwies auf Second-Hand-Basare und Rote-Kreuz-Läden. Ein Abend unter Freundinnen mit dem Tausch von gebrauchten Sachen sei hilfreich und bereite Spaß, erklärte die Arolserin. Gastgeberin Sibylle Teuber-Blechschmidt hatte für den Abend einen Basar mit gebrauchter Kleidung in ihrem Haus organisiert.
Zum Abschluss gab die Referentin den Besucherinnen noch einige Tipps für den eigenen nachhaltigen Kleiderschrank: Qualität statt Quantität, Grundausstattung zum Kombinieren, Ehrlichkeit zu Figur und Bedarf zeigen, Achtsamkeit und Alternativen zum Neukauf suchen.
Als Schmankerl des Abends gab es für eine Besucherin eine kostenfreie Stilberatung. Ute Schütz zeigte Marina Kofat, die nach eigener Aussage nur schwarze Kleidung trägt, anhand von verschiedenen Tüchern, dass ihr durchaus andere Farben stehen. Noch verblüffender war die Demonstration, wie sich Gesichtszüge durch helle oder dunkle Tücher von weich zu hart verwandeln können.URSULA NEUBAUER
Leckeres aus Kräutern und die Farben der Natur
Begleitend zum Thema Mode servierte Sybille Teuber-Blechschmidt vegetarische und vegane Häppchen. Ihre Mitstreiterinnen und sie wollten zeigen, welch schmackhaftes Essen sich aus einfachen Lebensmitteln und (Wild)Kräutern aus dem heimischen Garten zaubern lässt. So verwendeten sie Giersch, Salbei, Thymian, Rosmarin und Minze, Gurken, Zitrone und Melisse im Essen und den Getränken.
Angelika Schöße zeigte, wie sich mit Naturprodukten Schmuck herstellen lässt. Von Kindesbeinen an erprobte sie sich darin. Heidi Halberstadt führte am Spinnrad vor, wie aus Schafwolle Garn entsteht. Die Dörnbergerin zeigte und erklärte dabei genau die einzelnen Arbeitsschritte. Angefangen habe bei ihr alles mit einigen Quessant-Schafen, die aus Frankreich stammen und eigentlich nur ihren Rasen kurz halten sollten, erzählte sie. Weil es ihr zu schade schien, die Wolle einfach wegzuwerfen, stieg sie in die Garnproduktion ein.
Am Stand der WaJuKu-Vorsitzenden Ute Wiesenberg und ihrer Enkelin Neomie war Färben etwa von T-Shirts mit Naturmaterialien angesagt. Dafür hatten sie einen Merkzettel mit genauer Anleitung und Färbematerial, wie Kurkuma für Gelb-Orange, Rote Beete für Rot, Spinat für Grün und Kaffee für Braun erstellt.
Gitte Voigt (Waldeck) und Silvia Lems (Bad Arolsen) vom Förderverein Kunsthandwerk, Kultur und Begegnung (KuKuBe) in Waldeck brachten ein kleines Sortiment an Kunsthandwerksachen mit. Der Verein möchte Kunsthandwerkern eine Plattform für ihre Produkte anbieten und in einem Schnuddelcafé Besucher willkommen heißen.
2025 WLZ 16. 08.