Steilhang-Geländer entfällt

Amt baut ab – Am Hammerbergweg noch Fragen offen

Die heikelsten paar hundert Meter zwischen Sperrmauer und Rehbach beginnen an der Hammerbergspitze in Richtung Rehbach. Nur gut zwei Meter breit ist der Weg an vielen Stellen und verläuft zwischen dem Berghang auf der einen und dem Steilufer auf der anderen Seite. Die Möglichkeiten, an belebten Tagen auszuweichen, sind begrenzt. © Fotos: Schuldt

Edersee Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser montiert an Eder- und Diemelsee in diesem Jahr Ufergeländer ab. Sie sind nach Angaben der Behörde älter als 30 Jahre, größtenteils baufällig und entsprechen nicht mehr den aktuellen Vorschriften. „Durch das Geländer wird dem Nutzer eine Sicherheit vorgegaukelt, die so gar nicht gegeben ist. Weder die seitlichen Anprall-Lasten noch die Höhe des Geländers entsprechen der aktuellen Normung“, erklärt Maurice Jurke, Fachbereichsleiter Schifffahrt. Routinekontrollen hätten ergeben, dass die maroden Konstruktionen die Sicherheit von Menschen am Ufer oder auf dem See unterhalb der Wege gefährden, wenn Geländerteile herabfallen.

Keine Pflicht zur Verkehrssicherung

Geht es nach dem WSA, fallen die Geländer ersatzlos weg. „Das WSA Weser hatte sie seinerzeit ohne Rechtsverpflichtung errichtet“, führt dazu Jens Köhne aus, Fachbereichsleiter Administration. Das Amt ließ nach eigener Auskunft juristisch prüfen, ob es an diesem Punkt Verkehrssicherungspflichten unterliegt. Ergebnis: Nein. Da die Uferwege von Eder- und Diemelsee durch „die freie Landschaft“ verlaufen, wo keine Verkehrssicherungspflicht greife.

Doch es gibt eine Ausnahme: Den offiziellen hessischen Fernradweg R 5 zwischen der Edertaler Sperrmauer und dem Rehbachstrand, den „Hammerbergweg“. Betreiber des Radweges zwischen Sperrmauer und Rehbach sei allerdings gemäß Nutzungsvertrag die Gemeinde Edertal, unterstreicht das WSA auf Anfrage unserer Zeitung. Ein Ortstermin mit der Gemeinde Edertal auf dem genannten Streckenabschnitt sei geplant.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Waldeck-Frankenberg und die Kreisverkehrswacht schätzen die Lage dort sehr vorsichtig und abwägend ein. „Wenn das Geländer instabil ist und sich Leute anlehnen könnten, würde ich es eher entfernen“, meint Gitta Röth vom ADFC, schränkt jedoch ein: „Vielleicht wäre es gut, an den wirklich abschüssigen Stellen nahe des Weges ein neues Geländer zu errichten.“

Claudia Schubert, Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Waldeck-Frankenberg, sieht es ähnlich. „Das alte Geländer gibt zwar einen gewissen optischen Schutz, der das sehr nahe Heranfahren an die Kante verhindert und damit eine Grenze signalisiert.“ Andererseits beurteile die Verkehrswacht die Sicherheit als trügerisch, wenn sich wirklich einmal jemand am Geländer abstützen wolle oder müsse und dieses keinen ausreichenden Halt mehr gebe: „Vielleicht kann man mit dem WSA über die besonders gefährlichen Stellen noch einmal diskutieren, um dort eine sichere Lösung zu finden.“

Das strebt Edertals Bürgermeister Frederik Westmeier nach eigener Aussage an: „Möglicherweise lässt sich das Geländer mit geringem Kostenaufwand an kritischen Stellen doch ertüchtigen.“ Das werde die Gemeinde bei dem Ortstermin mit dem WSA besprechen. Westmeier blickt dabei auf die Tage in der Saison, an denen besonders bei sonnigem Wetter sehr viele Menschen auf dem Rad- und Fußweg zwischen Sperrmauer und Rehbach unterwegs sind; zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Pedelec. Der Verlauf des Weges mit mehreren, schlecht einsehbaren, scharfen Kurven birgt aus Westmeiers Sicht zusätzliche Gefahrenmomente, wenn jegliche Abgrenzung zum steil abfallenden Seeufer fehlt.

Das WSA seinerseits führt neben dem Wegfall einer trügerischen Sicherheit ein weiteres Pro-Argument an. Der Abbau der Geländer überführe „die Natur in einen ursprünglicheren Zustand, entnimmt störende Elemente aus den wertvollen Naturräumen und schafft so die Verbindung zwischen Nutzer und Naturraum neu.“

In diesem Punkt widerspricht sich das WSA allerdings selbst mit Blick auf eigene Äußerungen der Vergangenheit. Wenn beispielsweise der Naturschutzbund in trockenen Jahren ein langsameres Ablassen des Wassers aus dem Edersee anmahnte, um Pflanzen und Tieren mehr Zeit für die Anpassung zu geben, verwies das WSA gerne auf den Charakter des Edersees als Technikgewässer.

Beim Abbau der Geländer will das WSA die Einschränkungen für die Leute auf den Uferwegen möglichst gering halten. „Dabei werden die Belange des Naturschutzes berücksichtigt, und auf Arbeiten während der Haupt-Urlaubszeit wird verzichtet“, heißt es abschließend aus dem Amt
JA/SU

2025 WLZ 11. 04.