Orgel um neue Töne ergänzt

Restauration in Stadtkirche Freienhagen abgeschlossen

Renoviert mit neuen Klängen: Bei der Instandsetzung wurden nicht nur die bestehenden Orgelteile geprüft und saniert, sondern es kamen auch neue Töne ins Klangbild hinzu. © Fotos: Christiane Trierweiler

Waldeck-FreienhagenDie Sanierung der historischen Pfeifenorgel in der Stadtkirche Freienhagen ist erfolgreich abgeschlossen – und das Ergebnis begeistert. Der zuständige Orgelsachverständige der evangelischen Landeskirche, Erwin Althaus, empfahl nach Abschluss der Maßnahme die vorbehaltlose Abnahme und zeigte sich beeindruckt: Freienhagen habe nun „ein Orgelwerk, das zu den vortrefflichsten in der Region Eder gehört und hier einen besonderen Stellenwert haben wird.“ Die Orgel ist jetzt „von der Sauberkeit her, technisch und klanglich in einem ausgezeichneten Zustand“, so Althaus.

Seit November 2024 wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Bernd Simon aus Borgentreich restauriert. Ein 2021 festgestellter Holzwurmbefall wurde beseitigt, jede der rund 1000 Pfeifen überholt und intoniert. Durch eine geniale Idee der Orgelbauer bekam die Orgel ohne erhebliche Mehrkosten sogar neue Klangfarben hinzu.

Eine Solostimme fehlte noch

Bei der Abnahme demonstrierte Bezirkskantor Nils-Ole Krafft die vielseitigen neuen klanglichen Möglichkeiten: „Das Instrument ist für klassische Orgelmusik jetzt erst richtig einsetzbar, da vorher eine Solostimme fehlte.“ Der Bezirkskantor demonstrierte, dass auf der Orgel durch die neue Solostimme sogar französische Barockmusik darstellbar ist.

Die Restaurierung wurde in Rekordzeit umgesetzt. Ermöglicht wurde das Projekt dank der großen Tatkraft Ehrenamtlicher des Freienhagener Ortskirchenbeirats sowie zahlreicher begeisterter Freunde des Projektes, die durch Spenden und Benefizkonzerte maßgeblich unterstützten. Nur durch das außergewöhnliche Engagement des Orgelsachverständigen sowie des Kirchenvorstands-Vorsitzenden Pfarrer Til Follmann und letztlich die Unterstützung des Kirchenvorstands konnte die Sanierung trotz knapper Budgets an den Start kommen.

Innerhalb von nur fünf Monaten waren über 11.000 Euro Spenden und Zuwendungen eingesammelt worden. Der Rest des über 20.000 Euro teuren Projekts wurde zu einem kleinen Teil vom Denkmalamt und zum Großteil von der evangelischen Landeskirche getragen.

Die Orgelbaufirma konnte den angebotenen Preis halten und so wurde das Projekt mit den dafür vorgesehenen Mitteln realisiert. Orgelbaumeister Bernd Simon erhielt bei der Abnahme Applaus für seine hervorragende Arbeit, der auch seinen Mitarbeitern Herrn Thürich und Herrn Becker galt.

Die festliche Wiedereinweihung durch zwei Konzerte steht noch aus. Das erste der beiden Konzerte findet am Samstag, 5. Juli, um 17 Uhr statt. „Der Orgelmann“ Christoph Brückner aus Frankfurt wird eine Mischung von Stilrichtungen in seinem unterhaltsamen Konzert vorführen.

Klassik-Fans merken sich das zweite Konzert vor, das im Rahmen des Waldeck-Frankenberger Orgelsommers stattfindet. Bezirkskantor Krafft wird der Friedrich-Martin-Orgel klassische Orgelklänge entlocken: am Sonntag, 7. September, um 17 Uhr.
CHRISTIANE TRIERWEILER

Klangbild erheblich verbessert

„Neben den Substanz-erhaltenden Maßnahmen, die nach 45 Jahren unbedingt angezeigt waren, konnten auch im Klangbild erhebliche Verbesserungen erzielt werden“, heißt es im Abnahmegutachten des Orgelsachverständigen Erwin Althaus. „Das neobarockisierte Klangbild wurde nun wie folgt geändert. Die Register Scharff III 1‘ und Quinte 1 1/3‘ wurden ersetzt durch Quinte 2 2/3‘ und Terz 1 3/5‘. Das Nebenwerk entspricht jetzt klanglich einem Solowerk, mit einem großen zerlegten Corbett V auf 8‘-Basis. Die Mixtur IV 2‘ im Hauptwerk wurde auch gemildert und um einen Chor reduziert.“ Das Gesamtklangbild sein nun homogen, ausgeglichen und dem originalen Klangbild der Martin-Orgel wieder näher gerückt. Althaus sagt, es sei „dem Intonateur gelungen, dass sich die Stimmen addieren, sie sich mischen und tragen und einen wahrhaft majestätischen Klang hervorzaubern können.“

2025 WLZ 17. 05.