KRIEGSENDE VOR 80 JAHREN
Buntes Band für den Frieden – Gedenkfeiern im Landkreis

Die Finger an beiden Händen zum Peace-Symbol gespreizt: Mit einem langen bunten Band erinnerten die Omas und Opas gegen Rechts auf der Edersee-Staumauer an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. © Fotos: Aileen Raddatz, Philipp Daum
Waldeck-Frankenberg – Vielerorts in Waldeck-Frankenberg haben am Donnerstag Menschen der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht und das Kriegsende vor 80 Jahren gefeiert. Am 8. Mai 1945 kam es zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und damit auch zum Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.
Auf der Edersee-Staumauer erinnerten zum Beispiel die „Omas gegen Rechts Waldecker Land“ mit einem langen bunten Band an den Tag der Befreiung. Ihre Botschaft: „Ein Miteinander anstelle des Gegeneinanders muss das Handeln aller Demokraten bestimmen“. Um diese Geschlossenheit deutlich zu machen und dafür zu werben, bildeten die Omas gemeinsam mit einigen Opas eine Menschenkette auf der Sperrmauer. „Die bunten Bänder stehen für Frieden, Freiheit und Demokratie“, sagte Sibylle Teuber-Blechschmidt. Sie ist eine der ersten Omas gegen Rechts im Waldecker Land, von ihr stammt auch die Idee der bunten Aktion auf der Staumauer. „Wir möchten heute schweigend Präsenz zeigen“, betonte sie.
Im Korbacher Stadtpark fand zeitgleich eine von Linken, SPD und Grünen organisierte Kundgebung für den Frieden statt, bei der ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen gesetzt wurde – rund 120 Menschen nahmen daran teil. „Wir erinnern heute an die Befreiung von Diktatur und Terror. Wir gedenken der Opfer und freuen uns darüber, dass wir in Deutschland ein Leben in Frieden und Freiheit führen dürfen“, sagte Karl-Heinz Stadtler (SPD). Der frühere Vorsitzende des Förderkreises der Synagoge Vöhl betonte aber auch, dass dieses Privileg nicht für alle Menschen gelte. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die zahlreichen Kriege, die nach der NS-Herrschaft auf der Welt geführt worden seien oder immer noch geführt würden – er blickte hierbei natürlich auch auf den Ukraine-Krieg.
Stadtler zeigte sich außerdem besorgt über das Erstarken rechtsextremer Strömungen in der Bundesrepublik. „Rassismus, Deutschtümelei und Hass gefährden das Ziel, in Frieden und Freiheit zu leben“, sagte er. Kriege geschähen unter anderem auch deshalb, weil sich Menschen über andere erheben und sich als wertvoller sehen würden als andere. Seine Antwort darauf: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Jeder Mensch ist vor dem Gesetz gleich und hat das Recht, sein Leben so zu führen, wie es seinen eigenen Vorstellungen und Wünschen entspricht.“

Im Anschluss an die Friedenskundgebung fand in der Korbacher Kilianskirche ein ökumenischer Gottesdienst statt, der von Pfarrer Markus Heßler und Gemeindereferentin Angelika Schneider geleitet wurde. Musikalisch begleitet wurde dieser von der Evangelischen Kantorei Korbach – einige Chormitglieder trugen auch kurze Erzählungen über das Kriegsende aus verschiedenen Blickrichtungen vor. Pfarrer Heßler erinnerte hierbei auch an die Alliierten, die damals Schokolade an die Kinder verteilten, um ihnen Ängste zu nehmen. Nach dem Gottesdienst bekam daher auch jeder Besucher ein kleines Schokostück mit auf den Heimweg, das auf einem Zettel geklebt war. Darauf stand: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“.
PHILIPP DAUM,
AILEEN RADDATZ »SEITE 3
„Wir müssen aufstehen“ – An Kriegsende vor 80 Jahren erinnert

80 Jahre Kriegsende gefeiert: Die Omas gegen Rechts setzten am 8. Mai auf der Edersee-Sperrmauer mit bunten Bändern ein Zeichen für den Frieden. © Foto: Aileen Raddatz, Philipp Daum
Waldeck-Frankenberg – Das bunte Band, das die Omas gegen Rechts am Donnerstag zur Erinnerung an das Kriegsende vor 80 Jahren auf der 400 Meter langen Edersee-Sperrmauer bildeten, war aus vielen kleineren Tauen und Bänder zusammengeknüpft. „Es wurde gestrickt, gehäkelt und geflochten. Jeder hat sich eingebracht“, berichtete Ute Wiesenberg, Koordinatorin der Waldecker Gruppe.
„Wir haben mit Wolle und Stoffen gearbeitet, die wir noch zu Hause hatten. Damit ist unser Band also ressourcenschonend entstanden“, fügte Christiane Kahlcke hinzu. Die Wollreste hätten demzufolge eine sinnvolle Verwendung gefunden. „Dass vor allem Omas mit Wolle zu tun haben, ist zwar ein typisches Klischee. Aber für die Aktion hier am Edersee haben wir dieses sehr gerne erfüllt“, betonte die Oma gegen Rechts.
Für Ideengeberin Sibylle Teuber-Blechschmidt war die Menschenkette mit bunten Bändern und das damit verbundene Zeichen für den Frieden ein voller Erfolg. „Wir sind stolz auf unsere Aktion und darauf, dass sogar einige neu interessierte Omas und Opas Kontaktdaten mit uns ausgetauscht haben“, berichtete sie.
Neben der Menschenkette mit bunten Bändern auf der Edersee-Staumauer gab es am 8. Mai in Waldeck-Frankenberg noch weitere Aktionen zu „80 Jahre Kriegsende“. Zur Friedenskundgebung im Korbacher Stadtpark kamen rund 120 Menschen. Neben einigen Redebeiträgen gab es Musik von Singer-Songwriterin Nadine Fingerhut und Gitarrist Ian Merz aus Korbach, der ansonsten in der Band der Ederseeschule Herzhausen die Saiten zupft.
Nick Bohne von der Linkspartei betonte mit Blick auf das Grauen des Krieges, dass sich Geschichte niemals wiederholen dürfe. Durch das Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam im Jahr 2023 sei „den Schleier der Verharmlosung“ gefallen. Faschismus sei kein Relikt der Vergangenheit. „Wir müssen aufstehen und laut sein. Anti-Faschismus braucht keine Helden, aber er braucht Menschen, die nicht schweigen“, sagte er.
Ilka Deutschendorf von den Grünen warf den Blick auf die Demokratie, in der die Rechte aller Menschen uneingeschränkt gelten würden. „Wir müssen daher immer wieder für unsere Demokratie eintreten und diese verteidigen“, betonte sie.
Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Korbacher Kilianskirche feierten Pfarrer Markus Heßler und Gemeindereferentin Angelika Schneider am Abend zusammen mit vielen Gläubigen das Ende des Krieges vor 80 Jahren und den damit verbundenen Neuanfang für die Menschen in Deutschland. „Gott wird immer bei uns sein und uns ermutigen, von vorne zu beginnen“, gab er den Gottesdiensbesuchern mit auf den Weg.


AILEEN RADDATZ,
PHILIPP DAUM
2025 WLZ 10. 05.