EDERSEE
Gemeinsam für mehr Wasser
Landkreis und Anrainer-Kommunen beschließen Resolution

Grüne Flächen statt Wasser: Der Edersee ist derzeit nur zu etwa zwölf Prozent gefüllt. Dieses Bild entstand gestern im Uferbereich nahe Asel-Süd. © Foto: Philipp Daum
Asel-Süd – Der Standort war bewusst gewählt. An der alten Aseler Brücke, die schon seit dem Sommer zu sehen ist, hat der Landkreis Waldeck-Frankenberg zusammen mit der Stadt Waldeck, der Gemeinde Edertal, der Stadt Bad Wildungen und der Gemeinde Vöhl gestern offiziell die Resolution für eine veränderte Bewirtschaftung des Edersees verabschiedet. Zwischen Asel und Asel-Süd ist deutlich erkennbar, was der Edersee derzeit ist: ein schmales Flüsschen, das nur noch den damaligen Flusslauf der Eder abbildet.
Mit der Resolution will der Kreis daher gemeinsam mit den Edersee-Anrainerkommunen eine Steuerung des Wasserstandes erreichen, die sowohl den Erfordernissen der Weser-Schifffahrt als auch dem Naturschutz und Tourismus am Edersee Rechnung trägt.
„Jedes Jahr im Sommer sehen wir einen leeren Edersee. Das ist ein Problem – nicht nur für den Tourismus und die Gastronomie am See, sondern auch für Ökologie, Naturschutz und unsere regionale Wirtschaft“, so Landrat Jürgen van der Horst. „Wir fordern daher Land und Bund dazu auf, eine ausgewogene Interessenabwägung vorzunehmen, um einen dauerhaft angemessenen Wasserstand in der Talsperre zu gewährleisten – als Basis für Grundversorgung, Wohnen und Arbeiten in der Region“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Karl-Friedrich Frese.
Deshalb habe auch der Kreistag nicht nur einer Resolution des Kreisausschusses, sondern auch einem thematisch passenden Resolutionsantrag von FDP, Freien Wählern und Grünen zugestimmt. Resolutionen mit gleichlautenden Botschaften wurden auch in den Parlamenten in Waldeck, Edertal, Vöhl und Bad Wildungen verabschiedet (wir berichteten).
„Die Betriebsvorschrift für die Edertalsperre ist veraltet und bevorzugt einseitig die Interessen der Schifffahrt auf der Oberweser. Zwischenzeitlich gefundene Kompromisslinien bei der Bewirtschaftung sind sogar wieder zuungunsten des Edersees aufgegeben worden“, monierte der Waldecker Bürgermeister Nicolas Havel. Auch die Kommunen entlang der Weser könnten von den Forderungen profitieren.
„Wir brauchen eine Steuerung des Wasserstands, die Wetter- und Klimadaten mit einbezieht und keine ereignisorientierte, sondern langfristig gesteuerte Wasserabgabe“, ergänzte der Edertaler Bürgermeister Frederik Westmeier.
„Gemeinsam gilt es Lösungen zu finden, von denen alle profitieren“, sagte der Vöhler Bürgermeister Karsten Kalhöfer. Das frühere Triggerlinienmodell sei ein gutes Beispiel dafür gewesen, wie Interessen in Einklang gebracht werden können. Je länger das Wasser im Edersee bleibe, desto länger könne auch die Weser versorgt werden. PHILIPP DAUM »SEITE 2
Vier Kernpunkte, ein Ziel: Mehr Wasser im See
Die Resolution umfasst vier Punkte: Die Drosselung des Wintersparbetriebs auf eine Abgabe von vier Kubikmetern pro Sekunde zwischen November und Februar habe sich bewährt und soll auf März ausgeweitet werden. Der Mindestschutzraum für den Hochwasserschutz beträgt zehn Millionen Kubikmeter. Angesichts schwacher Schneeschmelze und mangelnder Niederschläge im Frühling soll er halbiert werden. Es soll einen festen Zeitplan für das weitere Vorgehen geben und der Hochwasserschutzraum soll nicht per „Schnellschuss“ geändert werden. DAU
Klare Absage, aber auch Hoffnung
Landkreis und Anrainer verabschieden Edersee-Resolution

An der alten Aseler Brücke wurde gestern die Resolution für eine veränderte Bewirtschaftung der Edertalsperre offiziell verabschiedet. Das symbolische Schild hielten die drei Bürgermeister der Anrainer-Kommunen (von links) Karsten Kalhöfer (Vöhl), Frederik Westmeier (Edertal) und Nicolas Havel (Waldeck) sowie Landrat Jürgen van der Horst. © Foto: Philipp Daum
Asel-Süd – Dass es nicht ganz leicht werden wird, eine gemeinsame Linie zur Edersee-Bewirtschaftung zu finden, wurde deutlich, als gestern Henning Buchholz das Wort ergriff. Der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Weser betonte gleich zu Beginn seiner Ausführungen, dass man sich „hier auf dem Grund der Bundeswasserstraße Edertalsperre befindet“. Und genau diese Bundeswasserstraße habe einen Zweck zu erfüllen, nämlich die Stützung der Weserschifffahrt.
„Wir steuern den Edersee absolut behutsam – nämlich, indem wir nur die Wassermenge ablassen, die überhaupt noch eine Schifffahrt auf der Oberweser möglich macht. Das ist der absolute Mindeststandard. Wenn wir noch weiter heruntergehen, muss die Schifffahrt eingestellt werden. Das hat ja auch der Probebetrieb mit der Triggerlinie gezeigt“, sagte Buchholz. In früheren Jahren habe der Zufluss aufgrund der deutlich höheren Niederschläge bei etwa fünf bis sechs Talsperren-Füllungen gelegen. „Heute liegen wir mit Mühe bei zwei Talsperren-Füllungen pro Jahr. Das ist so eklatant, dass wir alle davor nur kapitulieren können“, betonte Buchholz.
Der Amtsleiter wies darauf hin, dass das WSA in der Vergangenheit schon viel getan habe, um den Interessen der Edersee-Anrainer entgegenzukommen. „Wir haben eine ganze Menge möglich gemacht. Früher lag das Steuerungsziel in Hann. Münden bei 1,30 Metern, mittlerweile sind es 1,20 Meter. Das sind zehn Millionen Kubikmeter am Tag, die wir dadurch sparen und im Sommer eben nicht abgeben. Dies verlängert den höheren Wasserstand in der Talsperre deutlich“, sagte Buchholz, der anschließend auch noch an die Einführung des Wintersparbetriebes sowie die Reduzierung der Mindestabgabe erinnerte. „Es ist zudem häufig am Hochwasserschutzraum herumgeschraubt worden“, so Buchholz.
Der Amtsleiter merkte an, dass er die Resolution für nicht ganz glücklich halte. „Sie wollen damit etwas Positives erreichen, das ist nachvollziehbar. Doch von den Oberweser-Anrainern wird nun eine Gegenresolution auf den Weg gebracht. Ob das alles gut ist, weiß ich nicht“, sagte Buchholz.
Hochwasserschutz situativ anpassen
Hoffnung, dass in den für den Tourismus so wichtigen Sommermonate künftig doch mehr Wasser im Edersee verbleibt, machten dagegen die Aussagen von Dr. Martin Marburger. Der Dezernatsleiter für Wasser und Hochwasserschutz beim Regierungspräsidium Kassel wies zwar darauf hin, dass der Hochwasserschutzraum bereits viermal angepasst worden sei. Dennoch gebe es möglicherweise noch Stellschrauben, an denen man drehen könnte.
„Auf Basis der mittelfristigen Niederschlagsprognosen und der Schneeverhältnisse könnten sich Ansatzpunkte ergeben, um den Hochwasserschutzraum situativ anzupassen und entsprechend auch zu verringern“, sagte Dr. Martin Marburger. Die Rahmenbedingungen müssten hierfür aber stimmen und es müssten natürlich auch verlässliche Daten vorliegen.
„Dass der Hochwasserschutzraum per se auf die Hälfte reduziert wird, wäre allerdings mit Blick auf die Sicherheit der Edersee-Unterlieger nicht zu verantworten“, stellte der RP-Mitarbeiter klar. Aber er könne sich durchaus vorstellen, dass – je nach Wetterlage – situativ reagiert werde. Die Grundlage hierfür seien dann die entsprechenden Schneefall- und Klimaprognosen sowie der Schmelzszenarien und der Abflussentwicklung aus der Schneedecke. „Diesen Ansatz halte ich für sinnvoll, um einen regelmäßigen Vollstau zum Frühjahr zu erreichen“, sagte Dr. Marburger.
PHILIPP DAUM
2025 WLZ 21. 10.