Douglasie hat im Buchen-Urwald nichts verloren

Zwischen Asel und Nieder-Werbe lässt der Nationalpark die amerikanischen Nadelbäume fällen

Biotopumwandlung im Nationalpark: Die aus Nordamerika stammende Douglasie fühlt sich an den warmen Hanglagen des Edersees so wohl, dass sie heimische Baumarten verdrängt. Darum greift das Nationalparkamt mit Fäll-Aktionen ein. © Marco Enders/pr

Asel/Nieder-Werbe – Seit 2021 lässt das Nationalparkamt auf den Erweiterungsflächen des Großschutzgebietes Bäume fällen, die nicht-einheimischen Arten angehören und deshalb ohne Zutun des Menschen nicht im werdenden Buchen-Urwald aufgetaucht wären. Aktuell laufen derartige Arbeiten zwischen Asel und Nieder-Werbe. Zeitweise bringen sie Einschränkungen für Parkbesucher mit sich, etwa in Gestalt gesperrter Wege.

Wie in den vergangenen beiden Jahren zielt die Nationalparkverwaltung besonders auf Douglasien ab, lässt sie entfernen oder zumindest deren Bestände ausdünnen. Obwohl dies auf den ersten Blick im Widerspruch zur Leitlinie „Natur Natur sein lassen“ im Nationalpark zu stehen scheine, sei es unerlässlich, die Bäume zu fällen, um eine natürliche Waldentwicklung anzustoßen und bestehende Naturwälder zu schützen, unterstreicht das Amt in einer aktuellen Pressemitteilung.

Die Einschläge sollen Platz schaffen für die „Naturverjüngung“ heimischer Baumarten. Junge Buchen, Eichen und Hainbuchen wachsen besser und schneller ohne die importierte Konkurrenz vom nordamerikanischen Kontinent heran. Die Fällaktionen sollen zugleich die weitere Ausbreitung der Douglasie eindämmen. Die Arbeiten konzentrieren sich auf die in den jüngsten Jahren hinzugenommenen Nationalparkflächen, denn im ursprünglichen Gebiet südlich des Edersees sind diese Eingriffe weitgehend abgeschlossen. Auch dort wurden Douglasien und Robinien seit Gründung des Nationalparks schrittweise aus sensiblen Bereichen entfernt.

Solche anfänglichen Eingriffe in ausgewiesenen Entwicklungszonen entsprechen nationalen und internationalen Standards für Nationalparks, um anschließend eine weitgehend ungestörte, natürliche Waldentwicklung zu ermöglichen. Die Douglasie, ursprünglich aus Nordamerika stammend, kann an bestimmten Standorten heimische Arten verdrängen und bedroht im Nationalpark wertvolle Urwaldbereiche an den steilen Hängen des Edersees sowie andere streng geschützte Biotope. Die Fällarbeiten sind laut Nationalparkamt mit den Forst- und Naturwissenschaftlern des Forschungsbeirats abgestimmt und werden laufend ausgewertet. „Es muss immer gute Gründe geben, wenn wir im Nationalpark in den Bestand eingreifen“, erklärt Nationalparkleiter Manuel Schweiger. „In diesem besonderen Fall müssen wir die natürliche Dynamik einer zukünftigen Wildnis anstoßen. Es ist uns wichtig, dies offen darzulegen.“

Die Arbeiten laufen vor allem in bislang forstwirtschaftlich genutzten Douglasien-Reinbeständen im Nordteil des Nationalparks. Weitere Schritte zur Entwicklung natürlicher Biotope sind geplant. Zuständig ist Marco Enders, Teamleiter des Flächenmanagements. RED

2025 WLZ 23. 10.