Altes Handwerk wiederbeleben

Das Köhlerhandwerk in Rosenthal Roda

Der Aufbau des Meilers erfolgt nach traditioneller Köhler-Methode. Zunächst wird das Holz aufgestapelt. Danach folgt eine Schicht aus Gras, Moos, Stroh oder Heu. Die äußerste Schicht des Meilers wird mit feiner Erde bedeckt. © Fotos: Aileen Raddatz

Roda – Die Grillsaison ist längst eröffnet, doch woher kommt eigentlich die benötigte Grillkohle? Im Rosenthaler Stadtteil Roda wird die Holzkohle dieses Jahr nach mittelalterlicher Tradition hergestellt.

Im Märchen von Wilhelm Hauff geht es um einen jungen Köhler: „Der junge Peter Munk, ein schlauer Bursche, ließ es sich gefallen, weil er es bei seinem Vater auch nicht anders gesehen hatte – die ganze Woche über am rauchenden Meiler zu sitzen oder, schwarz und berußt und den Leuten ein Abscheu, hinab in die Städte zu fahren und seine Kohlen zu verkaufen“. – Dies macht deutlich, wie Köhler damals missbilligt wurden. Inzwischen ist das kraftraubende Handwerk nahezu ausgestorben.

„Die Köhler gehörten zur untersten Schublade der Bevölkerung. Sie lebten häufig zurückgezogen im Wald und wurden von den meisten Dorfbewohnern gemieden“, erklärt Dieter Angersbach aus Roda und fügt hinzu: „Es handelte sich nicht direkt um einen Lehrberuf, die Kenntnisse der Köhler wurden von Generation zu Generation weitergegeben“. Das Wissen darum bewahren möchten auch Mitglieder des Vereins „Roda – Unser Dorf“, die 2018 erstmals einen Kohlenmeiler errichtet haben, um darin aus dem verbrennendem Holz Kohle zu gewinnen.

„Die Idee stammte von Bernd Kurzweil anlässlich der 675 Jahrfeier unseres Ortes. Inzwischen ist er leider verstorben, deshalb möchten wir unser diesjähriges Köhlerfest auch ihm zu Ehren ausrichten“, sagt Jörn Eberling, Vorsitzender des Vereins. Er ergänzt: „Der Bau des ersten Meilers war eine große Herausforderung. Wir haben damals viel recherchiert. Auch für den diesjährigen Meiler hängt viel von der vorherigen Planung ab“.

Der Bau eines Kohlenmeilers

Vor dem Bau eines Meilers wird der Untergrund vorbereitet. Hierfür wird ein flaches Stück Land benötigt. Die Grasnarbe des Bodens wird abgezogen. Der Meiler selbst wird aus Holstücken aufgebaut. Diese werden in einer Form errichtet, die an ein Tipi erinnert. In der Mitte der Hölzer wird ein quadratischer Schacht frei gelassen, der später als Kamin fungiert.

Sobald die Holzschicht aufgebaut ist, wird der Meiler mit Stroh, Heu, Moos oder Gras abgedeckt. „Wir decken das Holz dieses Jahr mit Heu ab. Diese Schicht wird dann mit Erde umschlossen“, erklärt Eberling. Ist der Meiler errichtet, kann er angezündet werden. Das Feuer sollte sich langsam in das geschichtete Holz hineinbrennen.

Die Herstellung von Kohle in einem Meiler ist ein langer Prozess, der viel Überwachung erfordert. „Sobald der Meiler entzündet wird, muss er Tag und Nacht beobachtet werden. Hierfür werden wir für jeden Tag drei Schichten mit je zwei Leuten einteilen“, berichtet Angersbach.

Entsteht beispielsweise ein Glutnest, müsse es umgehend gelöscht werden, da die Kohle sonst verbrennen könnte. Außerdem sei darauf zu achten, dass das Feuer gleichmäßig brennt und die sich bildende Kohle weder überhitze noch zu kühl werde, so Eberling.

„Wir gehen davon aus, dass unser Kohlenmeiler ungefähr zehn Tage lang brennen wird. Ganz genau können wir das vorher nicht sagen. Wir müssen den Meiler beobachten, die Farbe des Rauchs hilft uns dabei. In der Startphase wird ein dicker weißer Rauch aufsteigen – das Wasser verdampft. Beim Aufstieg von leicht bläulichem Rauch entweichen die Holzgase. Gegen Ende steigt ein dünner grauer Rauch auf“, erklärt Eberling den Vorgang. „Sobald der Meiler in sich zusammen schrumpft, können wir ihn öffnen und die fertige Kohle abtragen“, sagt der Vereinsvorsitzende.

„In der Umgebung um Rosenthal gab es früher viele Köhlerplätze. Findet man im Wald einen ebenen, grade gezogenen Untergrund im Durchmesser von sechs bis zwölf Metern, handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen Köhlerplatz“, berichtet Manfred Glösser aus Dodenau. Dort wurde bisher zweimal ein Meiler errichtet. „Wir unterstützen uns auch gegenseitig und schauen, wie die anderen ihre Meiler aufbauen“, sagt Glösser.

Ankündigung des Köhlerfests in Roda

In Roda wird der diesjährige Meiler am Donnerstag, 1. Mai, entzündet. „Unser Bürgermeister hat die Ehre, auf den Meiler zu klettern und ihn zu entzünden“, sagt der Vorsitzende. „Jeder Interessierte ist am 1. Mai ab 10 Uhr und am Samstag, 3. Mai, ab 13 Uhr herzlich zu unserem Köhlerfest eingeladen“, ergänzt Eberling.
AILEEN RADDATZ

Neue WLZ-Serie

Traditionelle Berufe, die heute kaum noch jemand kennt – oder besondere Berufsfelder, die in den vergangenen Jahren neu hinzugekommen sind: In unserer neuen WLZ-Serie stellen wir in unregelmäßigen Abständen außergewöhnliche Berufe vor. Heute berichten wir über das traditionelle Köhlerhandwerk, das aktuell in Rosenthal Roda neu auflebt.

2025 WLZ 29. 04.