1563 von Usseln nach Island
Dr. Wilhelm Völcker-Janssen präsentiert Blefken-Werk

Vortrag im Museum: Dr. Wilhelm Völcker-Janssen referierte auf Einladung des Geschichtsvereins über den bahnbrechenden Reisebericht „Islandia“. © Foto: Tanja Flörsch
Korbach/Usseln – Der Waldeckische Geschichtsverein – Bezirksgruppe Korbach hatte zu einem fesselnden Vortrag ins Wolfgang-Bonhage-Museum ieingeladen. Unter dem Motto „Abenteurer aus Waldeck II“ präsentierte Dr. Wilhelm Völcker-Janssen seine Erkenntnisse über Dithmar Blefkens bahnbrechendes Werk „Islandia“, das im 17. Jahrhundert zu einem der meistgelesenen Reisewerke avancierte.
Vor einem zahlreich erschienen interessierten Publikum begann Dr. Völcker-Janssen seinen Vortrag mit einer spannenden Einführung in die Lebensgeschichte des Usselner Pfarrersohnes Dietmar Blefken. Dieser hatte 1563 als Schiffsprediger eine Reise nach Island unternommen, die ihn dazu inspirierte, seine Erlebnisse in schriftlicher Form festzuhalten. 1607 erschien seine „Islandia“ in Leiden, ein Werk, das nicht nur die geografischen und historischen Aspekte der Insel beleuchtet, sondern auch die Sitten und Gebräuche ihrer Bewohner schildert.
Kirche bezweifelte Authentizität an
Dr. Völcker-Janssen verdeutlichte, wie Blefkens Werk die Vorstellungen von Island in Mitteleuropa prägte. Die „Islandia“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt und erlebte 17 Drucke, was für die damalige Zeit außergewöhnlich war. Dennoch stieß der Bericht auf Skepsis. Besonders von kirchlicher Seite wurde seine Authentizität angezweifelt, und Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts schlossen sich diesem Urteil an. Diese Kontraste zwischen der Wahrnehmung in Mitteleuropa und der Ablehnung in Island stellten einen zentralen Punkt in Dr. Völcker-Janssens Vortrag dar.
Visuelle Reise in die Vergangenheit
Mit beeindruckenden Grafiken und historischen Bildern, die auf einer Leinwand präsentiert wurden, gelang es dem Referenten, die Zuhörer auch auf eine visuelle Reise in die Vergangenheit mitzunehmen. Er untermalte seine Ausführungen mit tiefgründigen Analysen und regte zur Reflexion über die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion in der Reiseliteratur der frühen Neuzeit an.
Ein weiterer spannender Vergleich wurde zu dem Werk „Wahrhaftige Historia“ des Hans Staden gezogen, der zuletzt in Korbach lebte. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Bekanntheit Stadens ist Blefkens „Islandia“ heute nahezu unbekannt, auch in seiner Waldeckischen Heimat.
Der Vortrag von Dr. Wilhelm Völker-Janssen war nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam und regte die Anwesenden im Anschluss zu Diskussionen an.
Prof. Dr. Georg Lilienthal hält am 27. März im Museum einen Vortrag zum Thema: „Geraubte Kinder – Ihr Schicksal in Vergangenheit und Gegenwart“. Damit setzt der Geschichtsverein sein Engagement fort, die Geschichte und Kultur lebendig zu halten und den Austausch zwischen den Generationen zu fördern.
TANJA FLÖRSCH
2025 WLZ 28. 02.