ZWISCHEN DEN ZEILEN
Edertaler Nachhilfe für eine gute Diskussion
Groß und Klein beim Austausch
VON PHILIPP DAUM

Wie wird verhindert, dass Diskussionen aus dem Ruder laufen? Was kann getan werden, damit der gegenseitige Respekt vor unterschiedlichen Meinungen nicht auf der Strecke bleibt?
Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich ein Blick nach Edertal. Bei der Bürgerversammlung Ende August wurden dort nämlich nicht nur diverse Themen aus der Gemeinde besprochen. Es ging auch darum, wie der Austausch darüber vonstattengehen sollte.
„Regeln für eine gute Diskussion“: Unter diesem Titel machte Dr. Uwe Ulrich mithilfe einer Power-Point-Präsentation gleich zu Beginn der Bürgerversammlung darauf aufmerksam, worauf es bei einer Veranstaltung wie dieser ankommt. „Ausreden lassen: Niemand wird unterbrochen“, „Konstruktiv sein: Lösungen und Ideen einbringen, nicht nur Probleme“, „Aktives Zuhören: Versuchen, die andere Sichtweise zu verstehen“, „Keine Beleidigungen oder persönliche Angriffe“ oder „Ergebnisorientiert diskutieren: Ziel ist ein gemeinsames Verständnis oder ein Beschluss“ – diese und andere Punkte führte der Vorsitzende der Edertaler Gemeindevertretung ins Feld.
Mit Erfolg: Die Bürgerversammlung verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Ob dies auch ohne die anfangs geäußerten Hinweise der Fall gewesen wäre? Gut möglich, schließlich sollte ein respektvoller Umgang untereinander stets die Grundlage bilden für einen guten und ergiebigen Meinungsaustausch.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Akzeptanz anderer Meinungen und der damit verbundene Respekt vor unterschiedlichen Ansichten in der heutigen Zeit längst nicht mehr überall zu erkennen und zu erleben ist. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, warum die Gemeinde Edertal an diese Grundpfeiler des demokratischen Miteinanders noch einmal erinnert hat. Keine schlechte Idee.
Lässig und mit Chucks im großen Sitzkreis
„Give me five“: Per Handschlag begrüßte der Waldecker Bürgermeister Nicolas Havel am Freitag vor einer Woche Viertklässler aus Sachsenhausen und Höringhausen im Rathaus. Unter dem Motto „Kinder fragen Kommunalpolitiker“ fand auch in der Edertaler Nachbarkommune ein intensiver Meinungsaustausch statt.
Das wissbegierige Publikum dort war zwar deutlich jünger als bei der Bürgerversammlung in der Nationalparkgemeinde, doch das Interesse war mindestens genauso groß. Zahlreiche Fragen richteten die Schülerinnen und Schüler an ihren Verwaltungschef. Und dieser fand stets eine Antwort.
Nicolas Havel fühlte sich inmitten der Kinder offensichtlich pudelwohl. Er hatte es sich – wie die Schüler – auf dem Boden bequem gemacht und bildete gemeinsam mit seinen jungen Gästen einen großen Sitzkreis. Außerdem trug der Bürgermeister weder Anzug noch Krawatte, sondern kam mit Chucks an den Füßen ähnlich lässig daher wie viele der Viertklässler.
Ob dies nun am jungen Publikum lag oder doch eher an einem im Waldecker Rathaus praktizierten „Casual Friday“ konnte nicht abschließend geklärt werden.
2025 WLZ 13. 09.