Zabel verlässt Posten am Beckenrand

Freienhagener Bademeister geht mit Saisonschluss in Ruhestand

Lutz Zabel hat seine letzte Saison als Bademeister im Freienhagener Schwimmbad abgeschlossen. Nach 49 Jahren Berufstätigkeit geht er in Ruhestand. © Foto: Christiane Trierweiler

Freienhagen „Trotz des schlechten Wetters im Juli war die Saison insgesamt gar nicht verkehrt“, zieht Bademeister Lutz Zabel Bilanz über den Sommer 2025 im Freienhagener Freibad. „Es ist gut gelaufen, ohne Probleme. Zweimal gab es sogar eine Hitzewelle“, resümiert er nüchtern. Dabei ist diese Bilanz eine besondere, denn es war Zabels letzte Saison als Freienhagener Schwimmmeister. Nach 49 Jahren Erwerbstätigkeit, die er im Alter von 15 Jahren aufnahm, geht er nun in den wohlverdienten Ruhestand.

Es habe wieder viel Zuspruch für das Freibad gegeben. Manche Besucher seien sogar aus dem Edertal, Willingen und Korbach gekommen. „Leute schauen sich nach einem Freibad um und kommen dann immer wieder hierher, weil es so schön ist“ sagt Zabel mit Blick auf Gespräche mit den Gästen.

Ursprünglich stammt der langjährige Bademeister aus der Berliner Gegend, bei Bad Freienwalde. Dort, im Oderbruch in der Nähe der polnischen Grenze, ging er zur Schule, machte eine Lehre als Zimmermann und gründete eine Familie. „Im Umschwung der 1990er Jahre gingen wir in den Westen“, berichtet Zabel. „Nach mehreren Stationen landeten wir zufällig in Waldeck – das habe ich bis heute nicht bereut.“

Aus Berliner Gegend ans Strandbad

Als Neuankömmling schaute er sich nach Arbeit um und fragte bei der Stadt Waldeck an. Diese schlug ihm eine Tätigkeit als Bademeister vor. „Schwimmen konnte ich“, erzählt Zabel schmunzelnd. Er ließ sich in Korbach innerhalb weniger Wochen zum Rettungsschwimmer ausbilden. Die Stadt Waldeck schrieb nun die Bademeisterstelle am Edersee aus. Zabel bewarb sich und wurde genommen.

Am 1. April 1990 fing er am Strandbad an und arbeitete dort 16 Jahre lang. Der Zugezogene war froh, eine Anstellung gefunden zu haben. Auch der Ehefrau und den beiden Söhnen ging es gut im neuen Zuhause. „Damals war im Strandbad noch Kassenbetrieb. Nachdem ich weggegangen bin, gab es keine hauptamtlichen Bademeister mehr.“ Heute trägt während der Hauptsaison allein die DLRG noch die Verantwortung.

Als anstrengend empfand der Bademeister den Dienst am Strandbad, auch wenn die schöne Natur viel wettmachte. „Ich musste schauen, dass keine Leute reinkamen, ohne zu bezahlen. Auch musste ich ständig alles Material nachrücken wegen des sich ändernden Wasserstands. Ich musste oft schwer tragen. Es war einige körperliche Arbeit.“

18 Jahre im Freibad Freienhagen

Als der damalige Kollege im Freienhagener Schwimmbad in Rente ging, wurde Lutz Zabel gefragt, ob er die Stelle übernehmen wolle. Er arbeitete daraufhin 18 Jahre lang in Freienhagen und bereute es nicht. „Ich hätte früher nie gedacht, dass ich mal Bademeister werde“, erinnert er sich lächelnd. „Es war eine schöne Zeit: Man hatte immer wieder mit anderen Leuten zu tun, es gab immer andere Gespräche. Das Schwimmbad ist wie ein Familienbetrieb. Man kennt die Stammgäste und es hilft immer jemand, wenn man fragt.“

Am schönsten an seiner Bademeistertätigkeit fand Zabel zu sehen, wie Kinder heranwachsen. „Bei den eigenen Kindern fällt einem das nicht so auf, weil man sie jeden Tag sieht. Die Kinder im Schwimmbad sieht man ein halbes Jahr nicht und realisiert sich dann, wenn das Schwimmbad wieder aufmacht, wie sie sich entwickelt haben. In meinen 35 Jahren als Bademeister habe ich viele Kinder aufwachsen sehen, das bleibt mir im Kopf“, erklärt er.

Zabel freut sich, dass die Kinder aus Freienhagen und Umgebung regelmäßig kommen und die meisten von ihnen schwimmen können: „Die brauchen höchstens ein oder zwei Sommer, dann haben sie es gelernt.“

Schade findet der Bademeister, dass nicht häufiger Schulklassen das Schwimmbad besuchen. „Die Schulen in der Gemeinde Waldeck können während des Unterrichts das Schwimmbad mit den Schülern kostenfrei nutzen. Dieses Angebot könnte noch viel mehr und regelmäßiger angenommen werden“, meint er.

Lob für die Stadt Waldeck

„Die Stadt Waldeck hat wirklich ein Lob verdient“, findet der langjährige Bademeister. „Wenn ich irgendetwas gebraucht habe, zum Beispiel einen Sonnenschirm, oder es war eine Bankgarnitur kaputt, dann habe ich bei der Stadt gefragt. Es ging vielleicht nicht sofort, aber letztlich hat es immer funktioniert, es war ein bisschen Geld da. Die Stadt hat uns auch die Freiheit gelassen, hier alles vernünftig zu machen.“

Vom Rasenmähen über Heckeschneiden und dem Aufstellen der Gartenmöbel bis zur Schwimmaufsicht, alles lag in der Hand der Bademeister. Mit dem Kollegen Christoph Flamme hat Zabel in den vergangenen fünf Jahren zusammengearbeitet.

„Im Frühjahr haben wir eine neue Umwälzpumpe bekommen. Ich war erst skeptisch, aber die Technik hat mich überzeugt. Gegenüber den alten Pumpen hat man eine unglaubliche Ersparnis von rund 20.000 Euro pro Jahr. Bei derselben Leistung braucht man nur sehr wenig Strom.“

„Mancher meint, der Bademeister schaut lediglich, dass keiner untergeht“, erzählt Zabel. Doch wenn das Schwimmbad rappelvoll sei und die Sonne knalle, sei das Aufpassen tatsächlich anstrengend. „Aber es ist mir zur Gewohnheit geworden. Das Geschrei der Kinder höre ich gar nicht mehr“, sagt er. Gehe man einmal herum, so sehe man eigentlich alles. Wenn Kinder Unfug machten, „brauche ich nur einmal den Finger zu heben, dann hören die schon auf.“ Achtgeben müsse man hauptsächlich, wenn Leute kämen, die nicht schwimmen können und dennoch ins Wasser gingen.

Neben der Schwimmaufsicht fallen andere Tätigkeiten an: „Die wenigsten wissen, dass ich um sieben Uhr schon hier bin und alles so herrichte, dass die Leute sauberes Wasser haben.“

Mit Beckensauger Münzen gesammelt

„Von der Stadt haben wir kürzlich einen neuen Boden-Sauger für über 20.000 Euro bekommen, der alte war kaputt“, berichtet Zabel. Dem Freienhagener Kindergarten, der kürzlich das Schwimmbad besuchte, hat er das Gerät eindrücklich vorgeführt. „Jedes Kind hatte einen Euro mitgebracht. Die Kinder sollten die Münzen ins Wasser werfen. Mit dem Bodensauger habe ich alle Münzen aufgesaugt. Aus dem Behälter durften sich die Kleinen wieder eine Münze herausnehmen und dafür am Kiosk ein Eis kaufen.“

Auch im Winter dürfe man das Schwimmbad nicht aus den Augen verlieren, erklärt der Bademeister. Das Wasser wird etwas abgelassen, damit das Becken nicht kaputt friert, und die Heizung des Schwimmbadgebäudes wird regelmäßig kontrolliert. Ansonsten sind die Bademeister außerhalb der Saison auf dem Bauhof der Stadt Waldeck tätig und erledigen anfallende Aufgaben wie Grünpflege und Schnee-Räumen.

Weiter bereit, mit Technik zu helfen

Zabel schaut zuversichtlich auf die Lebensphase, die jetzt vor ihm liegt: „Ich bin gesund und fühle mich gut.“ Agil und aktiv möchte der frisch gebackene Rentner bleiben und freut sich auf schöne Urlaube. „Wir sind bisher jedes Jahr nach Mallorca geflogen. Jetzt können wir dort ein paar Wochen länger bleiben!“ Auch schweben ihm Fahrten mit dem Wohnmobil quer durch Deutschland vor.

Zabel war immer mit Herzblut bei der Sache. „Um ein Schwimmbad am Laufen zu halten, kann man hier nicht nur seinen Job machen, man muss sich dafür einsetzen“, meint er. „Gibt es erstmal einen Sanierungsrückstau, bleibt irgendwann nur noch die Schließung.“ Am Beckenrand stehen möchte Zabel nun nicht mehr. „Sollte etwas mit der Schwimmbadtechnik sein, bin ich aber gerne bereit zu helfen.“ CHRISTIANE TRIERWEILER

2025 WLZ 04. 101.