Verwaltung schreibt knapp 200.000 Euro Minus

Bürgermeister Nicolas Havel legt Haushaltsentwurf für 2026 vor

Waldeck – Bürgermeister Nicolas Havel stellte am Donnerstagabend in der Stadtverordnetenversammlung im Gasthaus Kleppe in Sachsenhausen den Haushaltsentwurf der Stadt Waldeck für das Jahr 2026 vor. „Wir stehen vor der bekannten Herausforderung, steigende Ausgaben mit begrenzten Einnahmen zu decken.“ Das wird voraussichtlich im nächsten Jahr nicht gelingen. Bei Ausgaben in Höhe von 24 Millionen Euro wird im ordentlichen Ergebnis mit einem Defizit von 191.000 Euro kalkuliert.

„Dieses Defizit ist verantwortbar“, sagte Havel bei der Vorlage seines ersten Etatentwurfs. Auf übermäßige Konsolidierung werde verzichtet. Ein ausgeglichener Haushalt würde notwendige Investitionen weiter aufschieben, geplante Projekte verwerfen und somit die Lebensqualität treffen. Stattdessen werde mit Weitblick investiert. „Wir greifen auf die Rücklage zu, ohne wichtige Projekte zu streichen oder Infrastruktur verfallen zu lassen.“ Diese Rücklage mit inzwischen 9 Millionen Euro wurde in den vergangenen Jahren erarbeitet. Im Zeichen weltweiter Krisen und hoher Zinsen kämpfen viele Städte und Gemeinden mit Defiziten, verwies der Bürgermeister. Waldeck stehe im interkommunalen Vergleich indes solide dar.

Die Einnahmen seien stabil. „Wir profitieren von dem Weitblick und dem Mut, der bei der Neu-Festsetzung der Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuer im letzten Jahr bewiesen wurde. Es wurde nämlich erkannt, dass die Empfehlungen des Landes Hessen zur drastischen Senkung der Hebesätze falsch waren.“

Einen erfreulichen Anstieg verzeichnete Havel bei Einnahmen aus den Erneuerbaren Energien. 2024 beliefen sie sich auf 300.000 Euro, 2025 auf 580.000 Euro. 2026 wird mit 650.000 Euro kalkuliert. Weiterer Lichtblick: Die einmalige Soforthilfe des Landes Hessen spült 165.000 Euro in die Kasse.

Zu Mitfinanzierung von Projekten werden Förderprogramme genutzt, darunter das Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ für den Doppelkern Waldeck und Sachsenhausen. Vor wenigen Tagen ist der Förderbescheid für 2025 eingegangen. „Insgesamt wurden uns zur Umsetzung der beantragten Projekte Bundes- und Landesmittel in Höhe von weiteren 2,0 Millionen Euro als Zuschuss bewilligt.“

Größter Ausgabenposten: Die Kreis- und Schulumlage das entspricht laut Havel rund 26,25 Prozent der Gesamtausgaben.

Einer der Hauptgründe für höhere Personalkosten liege in Tarifsteigerungen. Havel: „Der im Stellenplan aufgeführte ‚Stellenaufwuchs‘ ist in Wahrheit kein Mehr an Personal, sondern das Ergebnis organisatorischer Veränderungen und Korrekturen aufgrund der Umsetzung der Vorgaben des Gute-Kita-Gesetzes.“ Personell seien Lücken in Bauverwaltung, Finanzverwaltung und Ordnungsamt geschlossen worden.

2026 investiert Waldeck 3,2 Millionen Euro in die Kinderbetreuung. Nach Abzug der Erträge (1,4 Millionen) bleiben 1,8 Millionen, die aus Steuereinnahmen finanziert werden. „Ein Kita-Platz kostet uns also im Schnitt rund 5726 Euro pro Jahr – kreisweit stehen wir damit im Vergleich auf einem Spitzenplatz mit einer kompletten Gebührenfreiheit, Ganztagesangeboten in allen Einrichtungen und der konsequenten Umsetzung des „Gute-Kita-Gesetzes“ beim Personalschlüssel.“ Für den Neubau der Kindertagesstätte in Sachsenhausen sind die ersten Planungskosten im Entwurf enthalten.

2026 sollen 6 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert werden. Die größten Projekte nach Produkten sind Kanalsanierung 1,1 Millionen, Straßenbau 860.000 Euro, Wasserversorgung 760.000 Euro, Brandschutz 569.000 Euro, Städtebauförderung 350.000 Euro, Dorfentwicklung 270.000 Euro.

Vorgesehen ist eine Kreditaufnahme von 3,64 Millionen Euro, bei einer gleichzeitigen Tilgung von 1,67 Millionen Euro an bestehenden Krediten. Die Netto-Neuverschuldung beträgt 1,97 Millionen Euro – das entspreche 286 Euro pro Einwohner. Havel: „Das ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein Ausdruck kontrollierter Finanzierung.“

Waldeck trotze dem Trend des demografischen Wandels und steuere dem prognostizierten Bevölkerungsrückgang bis 2035 von bis zu 14 Prozent entgegen, unter anderem mit neuen Baugebieten und Steigerung der Lebensqualität. Zudem habe die Stadt durch ihre Lage an Nationalpark und Edersee überdurchschnittlich viele Zweit- und Nebenwohnsitze.

Die Einführung des digitalen Sitzungsdienstes, elektronische Aktenführung, KI-Etablierung und Erweiterung der digitalen Bürgerdienste nannte Havel als weitere Handlungsfelder. „Bei der Digitalisierung setzen wir auf unsere Interkommunale Arbeitsgemeinschaft mitEdertal, Vöhl und Lichtenfels.“ Der Klimaschutz werde vorangetrieben mit Fördergeldern sowie der „lange erwarteten Bewilligung für unseren Klimaschutzmanager.“

Die Ausschüsse beraten, bevor das Parlament den Etat am 19. Februar verabschiedet.CONNY HÖHNE

2025 WLZ 16. 12.