Kreisstraßen: Kaum Radwege
Frage der Grünen im Kreistag – 2024 nur ein Neubauprojekt
Waldeck-Frankenberg – Da geht noch mehr: Dieses Fazit ziehen die Grünen im Kreistag, nachdem sie eine Antwort auf die Frage zur Zahl der Radwege an Kreisstraßen in Waldeck-Frankenberg erhalten haben. Ende 2025 werden laut Erstem Kreisbeigeordneten Karl-Friedrich Frese 19 Kilometer Kreisstraßen mit einem begleitenden Radweg ausgestattet sein. Unterm Strich entspreche dies knapp vier Prozent am gesamten Kreisstraßennetz.
„Der Ausbau des Radwegenetzes in Waldeck-Frankenberg geht uns nicht schnell genug“, sagt Dr. Ulrich von Nathusius, der in der jüngsten Kreistagssitzung danach gefragt hatte, wie viele Radwege an Kreisstraßen 2024 neu gebaut wurden und wie viele dieses Jahr geplant seien. „Der Landkreis weist mit Blick auf die Umsetzung vieler Bauprojekte richtigerweise darauf hin, dass er oft nicht alleiniger Akteur sei – sondern dass auch Bund, Land und Kommunen mit im Boot säßen. Deswegen haben wir jetzt gezielt nach dem Radwegebau an Kreisstraßen gefragt“, sagte von Nathusius im Gespräch mit unserer Zeitung. Hier sei der Kreis alleinverantwortlich und könne sich nicht darauf berufen, dass andere Akteure für Verzögerung sorgten.
Der Kreistagsabgeordnete der Grünen macht allerdings auch deutlich, dass sich der Wert von vier Prozent bei der Zahl aller Radwege an Kreisstraßen schlechter anhöre, als er tatsächlich sei. „Er ist definitiv nicht gut. Aber wir haben im Vergleich zu vielen anderen Landkreisen in Hessen auch ein sehr großes Kreisstraßennetz. Für andere Landkreise mit weniger Kreisstraßen ist es daher leichter, einen höheren Prozentsatz zu erreichen“, sagt von Nathusius. Außerdem sei es aufgrund der Topografie nicht überall möglich, Radwege zu bauen. Die hohen Kosten für den Radwegebau seien ebenfalls nicht zu vernachlässigen – bei der Einbringung des Kreishaushalts vor einer Woche habe man schließlich gesehen, wie angespannt die finanzielle Lage auch beim Kreis sei.
Dennoch: Aus Sicht der Grünen könnte der Radwegebau an Kreisstraßen zügiger vorangehen, schließlich sei im Juni 2022 auch das Alltagsradverkehrskonzept verabschiedet worden. Dieses schlage 195 Neubauprojekte vor, 33 Mal seien Kreisstraßen betroffen. 2024 sei aber nur eine Baumaßnahme an einer Kreisstraße abgeschlossen worden. Konkret handelt es sich hierbei um den Neubau eines 675 Meter langen Radweges an der K 43 zwischen Armsfeld und Fischbach.
PHILIPP DAUM
FOTO: PR »SEITE 3
Radwegebau geht in diesem Jahr weiter
2025 sollen folgende Projekte an Kreisstraßen umgesetzt werden: Bau eines Radweges an der K 50 zwischen Immighausen und Ober-Ense (2,65 Kilometer); Bau eines 268 Meter langen Radweges mit zwei Brücken an der K 91 zwischen Landesgrenze NRW und Gut Billinghausen. Zudem soll ein Radweg an der K 52 zwischen Immighausen und dem Sportplatz (622 Meter) geplant und gebaut werden. Ein einheitliches Radwegweisungskonzept für den ganzen Kreis ist auch in Planung.
DAU
„Geld reicht oft nur für ein Projekt“
Radwegebau an den Kreisstraßen in Waldeck-Frankenberg
Bekommt einen Geh- und Radweg: Die Kreisstraße 50 zwischen Ober-Ense und Immighausen. Der Abschnitt zwischen den beiden Orten wird derzeit neu gebaut. © Fotos: Philipp Daum, PR
Waldeck-Frankenberg – „Unser Kreisstraßennetz hat eine Gesamtlänge von rund 480 Kilometern. Im Vergleich zu Waldeck-Frankenberg hat beispielsweise der Main-Taunus-Kreis nur 17 Kilometer Kreisstraße. Wenn dort ein Radweg gebaut wird, ist natürlich auch der Prozentsatz an begleitenden Radwegen an Kreisstraßen deutlich höher“, sagt Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese. Er verstehe, dass es den Grünen im Kreistag beim Ausbau des Radwegenetzes in Waldeck-Frankenberg nicht schnell genug gehe. Allerdings spielten hier auch viele Faktoren mit rein.
„Das Thema Radwege hat bis zum Inkrafttreten des Mobilitätsförderungsgesetzes im Jahr 2018 im Grunde genommen keine Rolle gespielt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Ausbaugeschehen im Landkreis vor allem auf die Straßen konzentriert“, berichtet Frese. Radwege seien allenfalls dort gebaut worden, wo man sich schon im städtischen Umfeld bewegt habe. „Das beste Beispiel ist der Radweg, der aus Bad Wildungen raus in Richtung B 485 führt. Dort befindet sich an der Kreisstraße im Bereich der Straßenmeisterei schon ewig ein Radweg.“ Ähnliches gelte für touristische Hotspots in Waldeck-Frankenberg.
„Zuletzt hat sich aber einiges geändert. Seit ein paar Jahren bespielen wir das Thema Radwege beim Kreisstraßenausbau automatisch mit“, betont Karl-Friedrich Frese. Insbesondere die Verbindungen von Buhlen nach Affoldern und der Ausbau des Radweges von Armsfeld nach Fischbach seien hier genannt.
Ohne Planungsrecht geht nichts
Der Erste Kreisbeigeordnete weist darauf hin, dass für den Bau eines Radweges entlang einer Straße immer ein Bauplanungsrecht nötig sei. Ohne ein normales oder vereinfachtes Planfeststellungsverfahren gehe nichts. Dies alles komme zum Zuge, wenn ein Straßenausbau anstehe. Schließlich verändere sich dadurch das Straßenbild, Fahrbahnen werden zum Beispiel verbreitert oder verlängert.
„Allerdings sprechen wir diesbezüglich von nur einer Baumaßnahme im Jahr, da wir auch nur eine gefördert bekommen. Das Land Hessen stellt 25 Millionen Euro für die Förderung des kommunalen Kreisstraßenbaus zur Verfügung. Das wird unter Berücksichtigung der Größe des jeweiligen Kreisstraßennetzes und der Verkehrs-Wichtigkeit von Kreisstraßen auf die Landkreise verteilt – unterm Strich bleiben für den Landkreis Waldeck-Frankenberg immer zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro pro Jahr“, erläutert Frese. Dieses Geld reiche in aller Regel nur für ein Projekt.
„Alles andere, was wir an den Kreisstraßen machen, sind lediglich Deckenerneuerungen. Hier spielt der Bau von Radwegen bisher überhaupt nicht mit rein“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete. Wenn man auch bei solchen Maßnahmen künftig den Radwegebau berücksichtigen wolle, bräuchte man dafür ebenfalls Planungsrecht. „Wenn wir das machen sollen, können wir das tun. Bislang sind wir mit Blick auf den Kreishaushalt finanziell aber so ausgestattet, dass wir das nicht machen können“, sagt Frese. Die gegenwärtige Beschlusslage des Kreistages sehe vor, dass ausschließlich im Zuge von Straßenausbaumaßnahmen ein Radweg mit errichtet werde.
Auf der Straße fahren geht häufig auch
Neben den rechtlichen und finanziellen Hürden spiele beim Radwegebau auch noch die Frage hinein, ob der gewünschte Radweg überhaupt benötigt werde. „Ich wohne in Bromskirchen an der Kreisstraße, die nach Neuludwigsdorf führt. Da fahren den ganzen Tag gefühlt nur zehn Autos lang. Da kann jeder Radfahrer problemlos auf der Straßen fahren“, sagt Frese.
Deshalb sei es auch nötig, eine Priorisierung von Radwege-Projekten vorzunehmen – und genau dies habe man in dem seit Juni 2022 geltenden Alltagsradverkehrskonzept für den Landkreis Waldeck-Frankenberg getan. „Dort steht auch ganz explizit drin, an welchen Kreisstraßen perspektivisch Radwege geschaffen werden sollen. Das alles hängt aber auch am vorhandenen Budget – wenn wir mehr Geld kriegen, können wir auch mehr machen“, sagt Karl-Friedrich Frese.
PHILIPP DAUM
Radwege sollen besser ausgeschildert werden
Wie geht es weiter? Wer als Ortsunkundiger mit dem Fahrrad auf der Holländischen Rampe nahe Dorfitter ankommt, dem fehlt momentan noch die Orientierung. Das soll sich mit dem neuen Ausschilderungssystem ändern. © Foto: Philipp Daum
„Der Bewilligungsbescheid ist da. Jetzt sollen die ganzen Radwege in Waldeck-Frankenberg einheitlich ausgeschildert werden“, sagt Karl-Friedrich Frese. Der Erste Kreisbeigeordnete weist damit auf die schon seit längerer Zeit geplante, bessere Ausschilderung von Radwegeverbindungen im gesamten Landkreis hin (wir berichteten).
Wie dies genau vonstattengehen soll, erläutert Nahmobilitätskoordinatorin Nicole Sude. „Zunächst wird von einem Fachbüro ein Radwegweisungskonzept erstellt, das wird etwa ein Jahr dauern. Mit dieser Planungsgrundlage können wir anschließend in die Umsetzung gehen. In das Wegweisungsnetz werden natürlich alle Städte und Gemeinden in Waldeck-Frankenberg eingebunden.“
Nicole Sude weist darauf hin, dass das Land Hessen über ein sogenanntes Beschilderungskataster verfüge. Darin befinden sich unter anderem die hessischen Radfernwege – zum Beispiel der R 5, der von Willingen entlang des südlichen Ederseeufers, über Bad Wildungen, die Fachwerkstädtchen Homberg (Efze) und Rotenburg an der Fulda bis zur Werra nach Wanfried verläuft. Außerdem seien auch touristische Radrouten schon ganz gut ausgeschildert.
„Was wir aber nicht haben, ist eine vernünftige Ausschilderung für den Alltagsradverkehr“, sagt Nicole Sude. Hierbei gehe es unter anderem um eine sinnvolle und bessere Bezeichnung der Verbindungen zwischen bestimmten Knotenpunkten und einzelnen Orten sowie um zusätzliche Kilometerangaben zwischen den Dörfern und Städten in Waldeck-Frankenberg.
Sämtliche Routen werden abgefahren
„Wir wollen ein tatsächlich befahrbares und gut ausgeschildertes Radwegenetz im Ladkreis haben, das zum Beispiel auch für Schülerinnen und Schüler gut nutzbar ist“, erläutert Nicole Sude. In Waldeck-Frankenberg gebe es auch zahlreiche Radrouten, die über Wirtschaftswege verliefen. Auch diese sollen mit in die neue Ausschilderung einfließen. Um das neue Ausschilderungs-Konzept zu erstellen, werde das ausführende Fachbüro sämtliche Straßen und Radwege im gesamten Landkreis abfahren und die Daten dann mit dem Kataster des Landes Hessen vergleichen – dadurch sollen die Beschilderungslücken geschlossen werden.
In Waldeck-Frankenberg sind nach Auskunft von Nicole Sude an vielen Ecken Verbesserungen nötig. „Das beste Beispiel ist die neue B 252-Umgehung bei Dorfitter: Wenn man dort auf dem neuen Radweg unterwegs ist und an der alten Bundesstraße zur Holländischen Rampe hochkommt, weiß man nicht so recht, wo man nun weiterfahren soll. An dieser Stelle muss daher eine gute Beschilderung hin“, sagt die Nahmobilitätskoordinatorin.
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