Hochzeit „to go“ in Nieder-Werbe
Sieben Paare bei Aktion „einfach heiraten“ im Waldecker Land dabei


Spontan und ohne Anmeldung: Pfarrerin Nobiling (im Bild) und Pfarrer Til Follmann segneten im Rahmen der Aktion „einfach heiraten“ mehrere Paare in der Nieder-Werber Kirche. © Fotos: Christiane Trierweiler
Nieder-Werbe – Ganz ohne stressige Hochzeitsplanung: Bei der Aktion „einfach heiraten“ gab es eine kirchliche Trauung oder Segnung „to go“. Paare konnten am Sonntag, 25. Mai, ganz ohne Voranmeldung in der Nieder-Werber Kirche vorbeikommen und ihre Beziehungen bekräftigen oder ihre Eheversprechen erneuern. Zwei Paare hatten sich hierfür vorab angemeldet, fünf weitere kamen spontan vorbei.
Pfarrerin Ursula Nobiling und Pfarrer Til Follmann von der evangelischen Kirchengemeinde Waldeck waren während der vierstündigen Aktion fast durchgehend mit Vorbesprechungen, Segnungen und Trauungen beschäftigt.
Vor dem Altar saßen die Paare auf festlich geschmückten Stühlen und hörten besinnliche wie fröhliche Worte. Sie hielten einander an den Händen, während die Pfarrerin oder der Pfarrer um den Segen Gottes bat. Als Zeichen ihrer Verbindung legte man ihnen ein breites, goldenes Band um die verschränkten Hände.
Eine der Teilnehmenden hatte online geschaut, welcher Ort in ihrer Nähe an der landesweiten kirchlichen Aktion „einfach heiraten“ teilnimmt. So kamen sie und ihr Mann auf Nieder-Werbe. Sie hatten erst kürzlich ihre Silberhochzeit privat gefeiert und ließen nun eine kirchliche Zeremonie folgen.
Ein nach Deutschland eingewandertes Ehepaar hatte früher in Russland nicht die Möglichkeit gehabt, kirchlich zu heiraten. Sie ergriffen jetzt die Gelegenheit. Eine Erneuerung des Eheversprechens gab sich ein Ehepaar, das bereits seit 23 Jahren verheiratet ist. Die beiden haben sich damals in einer christlichen Jugendvereinigung kennengelernt.
„Wir wollen uns jetzt mehr Zeit füreinander nehmen“, erklärte ein Ehepaar ihre Teilnahme an der Aktion „einfach heiraten“. Sie hatten sehr jung geheiratet und wollten ihr Eheversprechen auffrischen.
An diesem besonderen Tag gingen viele Gäste und Helfer in der kleinen Nieder-Werber Kirche ein und aus. Neben dem Pfarrpersonal im Talar war eine Lektorin mit ihrer Assistentin vor Ort. Hinzu kamen die Mitglieder des Kirchenvorstandes, die sich passend zum Anlass festlich kleideten sowie die Paare mit ihren Angehörigen in teils festlicher aber auch ziviler Kleidung. Auch Gäste aus der Kirchengemeinde schauten bei den Segnungen und Trauungen zu.
Live-Musik in der kleinen Kirche
An diesem Tag wurde die Kirche immer wieder von romantischer und poppiger Musik erfüllt, die von der Empore herunter hallte. An der Orgel saß Larissa Niederquell. Sie spielte und sang Titel von einer Liste, aus der die Paare sich zuvor Songs auswählen konnten. Dabei ging es mit Popmusik auch schon mal etwas moderner zu, als mancher es einer klassischen Orgel zutrauen würde.
Die Band „Oky and the Willitones“ hat sich ebenfalls auf der Empore platziert. Die fünf jungen Musiker aus Sachsenhausen haben sich vor rund einem Jahr als Band zusammengefunden. Auch sie spielten und sangen Lieder, die sich die Paare zuvor gewünscht hatten. Neben E-Gitarre und E-Piano drangen die verstärkten Stimmen der beiden Sängerinnen und der Rhythmus des Schlagzeugs von oben her durch das Kirchenschiff. Die dezente Lautstärke und romantischen Akzente ließen die Musikbeiträge für diesen fröhlichen und unkonventionellen Anlass besonders stimmig erscheinen.
„Jede Zeremonie war anders“, berichtete Pfarrer Follmann. Im Wechsel mit seiner Kollegin Pfarrerin Ursula Nobiling führte er die Vorgespräche und Segnungen durch. Die Pfarrer waren meist über eine halbe Stunde mit dem jeweiligen Paar beschäftigt. „Ich hatte den Eindruck, dass die Paare diese Segnung sehr ernst genommen haben. Sie hat ihnen gutgetan“, sagte Follmann und ergänze: „Für mich fühlte es sich wie eine echte Seelsorge an.“
Die Organisatorin Pfarrerin Ursula Nobiling hatte die Initiative ergriffen, die landeskirchliche Aktion „einfach heiraten“ nach Waldeck zu holen. Auch sie war mit der Umsetzung und dem Zuspruch sehr zufrieden.
Im Anschluss an die Zeremonie erhielt jedes Paar zum Andenken eine Urkunde und konnte mit einem Glas Sekt anstoßen. Ehrenamtliche Helfer der Kirchengemeinde boten ein Buffet mit Häppchen und Getränken für alle Besucher an. Darüber hinaus wurde das Innere der Kirche für die spontanen Hochzeiten mit Blumenschmuck herausgeputzt. Ein gebundener Bogen aus grünen Blättern wurde für Erinnerungsfotos genutzt.
Innerhalb des Kirchenkreises Eder fand auch in Frankenberg die Aktion „einfach heiraten“ statt. Dort wurden fünf Paare kirchlich getraut und sechs gesegnet. Dekanin Petra Hegmann führte eine der Trauungen und drei der Segnungen durch: „Die Aktion war kein bisschen oberflächlich. Die Paare gingen bewusst in diese Zeremonie, das war sehr berührend“, sagte Petra Hegemann und ergänzte begeistert: „Für solche Momente bin ich Pfarrerin geworden.“ Sie sieht in dem ungewöhnlichen Format einen guten Schritt der Kirche in eine neue Richtung. „So kann Kirche werden“, meinte die Dekanin.
CHRISTIANE TRIERWEILER
2025 WLZ 03.06.