Hand in Hand im Handwerk
Drei Geflüchtete erzählen von ihrem Weg in den Beruf

© Fotos: Kreishandwerkerschaft/pr
Waldeck-Frankenberg – Während bundesweit noch über den „Job-Turbo“ diskutiert wurde, hatten das Jobcenter Waldeck-Frankenberg, die Kreishandwerkerschaft und das Berufsförderungswerk des Handwerks (BFH) im September 2023 in Korbach schon das Projekt „Zukunft Handwerk“ gestartet. Es richtet sich an geflüchtete Menschen, die ihren Integrationskurs abgeschlossen haben – und bietet ihnen durch Sprachförderung, praktische Berufsorientierung und individuelle Begleitung einen Weg in Ausbildung oder Arbeit.
Dass dieser Ansatz wirkt, zeigen die Beispiele von Yurii Chebotko, Alina Piskokha und Dmytro Funtov.
Vom Praktikum in die Festanstellung
Yurii Chebotko ist 34 Jahre alt und stammt aus Nerubajske bei Odessa. In der Ukraine war er Techniker für Öl- und Gasaufbereitung und hatte Bauwesen und Architektur studiert. Nach seiner Ankunft in Deutschland absolvierte er den Integrationskurs in Korbach und stieß auf das Projekt „Zukunft Handwerk“.
Beim Familienbetrieb Höhle in Berndorf begann er mit einem Praktikum – heute ist er dort fest angestellt. „Mit Yurii hat es vom ersten Tag an gepasst“, erinnert sich Firmenchef Roger Höhle. „Er bringt technisches Verständnis, Lernbereitschaft und Teamgeist mit.“
„Es fühlt sich gut an, wieder mit den Händen zu arbeiten und Teil eines Teams zu sein“, sagt Yurii Chebotko. „Ich möchte die Sprache verbessern, irgendwann ein eigenes Haus bauen und in Deutschland bleiben – mit Perspektive und Stolz.“
Von Kiew ins Metallbaubüro
Auch die 29-jährige Alina Piskokha kam 2023 aus der Ukraine nach Waldeck-Frankenberg. In Kiew hatte sie Bauingenieurwesen studiert und ein Praktikum als Bauzeichnerin absolviert. Über das Jobcenter fand sie den Weg ins Projekt.
Im Berufsförderungswerk durchlief sie Sprachförderung, Werkstattphasen und mehrere Praktika. Eines davon bei Metallbau Figge öffnete ihr die Tür zur Ausbildung: Heute lernt sie dort den Beruf der Technischen Systemplanerin.
„Alina bringt eine beeindruckende Mischung aus Neugier, Lebensfreude und echtem Interesse mit“, sagt Ausbildungsleiterin Valentina Schwarz. Und Alina selbst ermutigt andere Geflüchtete: „Gebt nicht auf und habt Geduld mit euch. Am Anfang ist es schwer – aber mit Unterstützung und Motivation schafft ihr das.“ Ihr Beispiel zeigt, wie wichtig die enge Begleitung im Projekt ist. Ohne Sprachförderung und die praktischen Phasen wäre der Weg in die Ausbildung kaum möglich gewesen.
Vom Schweißer zum geschätzten Kollegen
Dmytro Funtov, 26 Jahre alt, verheiratet und wohnhaft in Waldeck, kam Anfang 2023 nach Deutschland. Als Elektroschweißer hatte er bereits umfassende praktische Erfahrung – nur die Zeugnisse fehlten. Im Projekt „Zukunft Handwerk“ absolvierte er Sprachkurs und Praktika.
Sein Weg zur Schlosserei Wiesemann war ein glücklicher Zufall. „Eigentlich hatten wir keinen Bedarf – aber Herr Bender vom BFH stellte mir das Projekt vor, und ich sagte spontan Ja“, erinnert sich Inhaber Karl-Friedrich Wiesemann. „Schon nach zwei Wochen war klar: Dmytro passt ins Team.“ Heute ist er fest angestellt.
Dmytro selbst sagt: „Ich bin sehr dankbar, dass Deutschland mir diese Chance gegeben hat – den Schritt ins Arbeitsleben und in ein neues Zuhause.“ RED
2025 WLZ 17. 09.