Grundschüler lernen Frieden stiften
Evangelische Gemeinde lehrt Kinder achtsamen Umgang miteinander

Streits nachhaltig lösen: Die Schülerinnen und Schüler lernten, auf ihre eigenen und die Gefühle anderer zu achten. Und wurden so selbst zu Friedensstiftern. © Foto: Jenny Heise/pr
Höringhausen – Im November startete das „Friedensstifter Projekt“ der Evangelischen Jugend Waldeck mit Gemeindereferentin Jenny Heise bereits zum zweiten Mal an der Grundschule Höringhausen. Die Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse beschäftigten sich in dem Projekt mit einer Methode aus der gewaltfreien Kommunikation – der Friedensbrücke.
„Der Ansatz ist dabei nicht, dass Streit vermieden werden muss, sondern zum Alltag von Kindern – und auch von uns Erwachsenen – gehört. Das Wichtige dabei ist, Konflikte möglichst friedlich und anhaltend beizulegen“, erklärt Heise, die seit Langem in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit tätig ist.
Ziel dieser Methode ist es, alle Beteiligten mit ihren Bedürfnissen wahrzunehmen und respektvoll zu behandeln. „Klingt ziemlich komplex und ist es auch“, sagt Heise. Um es den Kindern leicht und nachhaltig vermitteln zu können, haben sie sich in den ersten Stunden vorbereitend mit den Themen Achtsamkeit, Bedürfnisse, Gefühle und dem Nervensystem beschäftigt. Sie haben das Erkennen und Aussprechen der eigenen Befindlichkeiten und Gemütszustände und Kooperation in der Klasse geübt und gemeinschaftsfördernde Übungen und Spiele durchgeführt.
„Die Kinder haben toll mitgemacht und sich ganz offen und mutig mit ihren eigenen Erlebnissen und Erfahrungen eingebracht. Das fand ich bemerkenswert und freue mich, wenn es auch in der restlichen Grundschulzeit die Möglichkeit geben wird, mit den Friedensstiftern zu arbeiten. Eine Methode kann nur ihre Wirkung entfalten, wenn sie oft geübt und wiederholt und dann automatisch angewandt wird“, berichtet Heise zum Ende der ersten Phase des Projekts.
In der zweiten Phase wird Heise die Klasse einmal im Monat weiterhin besuchen und beim „Frieden stiften“ begleiten. In diesen Stunden übt sie mit ihnen die Anwendung der Friedensbrücke und spielt kooperative Spiele zur Stärkung der psychischen Belastbarkeit (Resilienz) und Lebenskompetenz.
Dankbar ist sie für die gute Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen Hanna Müller Jakob und Maria Bannenberg Göbel, sowie Direktor Sven Eisenberg. Sie haben sich laut Jenny Heise ebenfalls offen und mutig auf das Projekt eingelassen.
Aktuell leidet jedes dritte Kind in Deutschland unter Mobbing. Tendenz steigend“, bemängelt Heise. Es sei entscheidend, bereits mit Grundschülern an Themen wie gewaltfreier Kommunikation, Achtsamkeit und seelischer Widerstandsfähigkeit zu arbeiten, da diese Kompetenzen die Grundlagen für ein soziales und emotionales Miteinander bildeten. Im Grundschulalter entwickeln Kinder ihre sozialen Kompetenzen und lernen, wie sie mit ihren eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer umgehen können.
Gewaltfreie Kommunikation fördere Empathie und Verständnis, während Achtsamkeit den Kindern helfe, im Moment präsent zu sein und ihre Emotionen zu regulieren, erklärt Heise. Resilienz stärke die Fähigkeit, mit Rückschlägen und Herausforderungen umzugehen. Diese Themen frühzeitig anzusprechen unterstütze die persönliche Entwicklung der Kinder. Dieser Weg schaffe ein harmonisches und respektvolles Umfeld, das langfristig positive Auswirkungen auf ihr Leben habe.
Jenny Heise ist sicher, dass sich ihre Arbeit in Zukunft auszahlen wird: „Ich bin davon überzeugt, dass Kinder es schaffen, diese Welt zu ändern. Und ihnen dafür den nötigen Rahmen und die Plattform bieten zu dürfen, ist ein toller Aspekt meiner Arbeit. Ich sehe es wie Gerald Hüther, der sagte: Kinder sind die großen Herzen dieser Welt. Sie bringen uns bei, was es heißt, wirklich zu leben.“
RED
2025 WLZ 13. 02.