Einstimmig für Edersee-Resolution

Parlamente in Waldeck und Edertal unterstützen gemeinschaftlichen Vorstoß

Nur noch ein Rinnsal: Der Edersee ist derzeit gerade einmal zu etwa 13 Prozent gefüllt. Dieses Foto entstand in dieser Woche in der Niederwerber Bucht. © Foto: Cornelia Höhne

Edertal/WaldeckEinstimmig haben auch die Waldecker Stadtverordneten und die Edertaler Gemeindevertreter die Resolution zur Wasserbewirtschaftung des Edersees beschlossen, nachdem die Vöhler Gemeindevertreter den Anfang gemacht hatten (WLZ berichtete ausführlich).

Am Donnerstagabend in der Stadthalle in Sachsenhausen wurde Bürgermeister Nicolas Havel beauftragt, gemeinsam mit den Partnerkommunen Bad Wildungen, Vöhl und Edertal sowie dem Landkreis Waldeck-Frankenberg die Forderungen nach Leitlinien zur Wasserbewirtschaftung gegenüber dem Bundesverkehrsministerium und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser zu vertreten und die Landes- und Bundespolitik einzubinden.

„Wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht, neben einem staatsmännischen Mantel in der Resolution auch konkrete Forderungen aufzunehmen, die mit unserer Brille durchaus umsetzbar sind“, sagte Havel. Nötig seien verbindliche und regelmäßige Informationen. Da habe man jetzt schon „einen guten Kommunikationskanal gefunden“, zeigte sich der Bürgermeister zuversichtlich. Ganz aktuell habe das WSA über Arbeiten an der Staustufe am Affolderner See informiert. „Deshalb musste heute ein größerer Schwack aus dem Edersee abgegeben werden.“

In der Diskussion begrüßten alle Redner nachdrücklich die gemeinsame Resolution. Sie zeige „geschlossene Haltung unserer Region“, kommentierte Latif Hamamiyeh Al-Homssi (SPD). In den 111 Jahren nach dem Bau der Talsperre habe sich „das Rad weiter gedreht“. Die Region habe sich verändert und weiter entwickelt, ebenso Gesellschaft und Wirtschaft, das müsse neu bewertet werden, und zwar „auf Augenhöhe“. Alle Akteure müssten gemeinsam an einem Tisch nach Lösungen suchen.

Peter Trietsch (Bündnis 90/Die Grünen) pflichtete seinem Vorredner bei. Die aktuell geltenden Leitlinien und rechtlichen Grundlagen für die Bewirtschaftung seien längst veraltet. Neben dem Tourismus sei aber auch der Klima-Aspekt ein wichtiges Argument. Gerade in heißen Sommern wirkten Seen nämlich regulierend.

Die Auswirkungen des Klimawandels für alle erträglicher gestalten – dieses Problem nehme die Resolution in den Fokus, betonte Martin Germann (FWG). Gefragt seien für die Zukunft tragbare Lösungen für die Bewirtschaftung der Talsperre, mit denen die Anrainer am Edersee und der Oberweser leben könnten.

Bei 1,7 Millionen Übernachtungen im Jahr und einem Nationalpark dürfe die Edersee-Region jedenfalls „nicht einfach so hinten runter fallen“, zog Daniel Hankel (FDP) ein Fazit. Anstatt Lippenbekenntnissen von Bundes- oder Landespolitkern seien hier „Geschlossenheit und eine einheitliche Stimme“ gefragt.

Michael Keller (CDU) sprach abschließend von „großer Hoffnung, dass wir einen Konsens finden von der unteren Behörde bis ganz nach oben“. In seiner Funktion als Vorsitzender des Finanzausschusses bekräftigte er die Notwendigkeit, am Edersee gemeinsam die Initiative zu ergreifen. Er erklärte: „Wir müssen uns weiterhin melden und zeigen, dass wir uns stark benachteiligt fühlen durch die Wasserbewirtschaftung.“

Ebenso einstimmig votierten die Edertaler Gemeindevertreterinnen und -vertreter bei ihrer Sitzung im Dorfgemeinschaftshaus in Giflitz am Donnerstagabend für die Resolution. Bürgermeister Frederick Westmeier hatte im Vorfeld der Abstimmung um Unterstützung „in dieser für uns alle so wichtigen Sache“ gebeten – und sie ohne Umschweife erhalten. „Wir sind als gesamte Region gefragt, wir müssen sichtbarer werden“, betonte er.

Die Bürgermeister der Anliegerkommunen hätten viel Herzblut in die Resolution gesteckt, mit der Prämisse, das Thema gemeinschaftlich und ohne Vorwürfe anzugehen. Auch sei es mit dem Landkreis abgestimmt. Er habe Hoffnung geschöpft bei dem Gespräch mit Ministerpräsident Boris Rhein Ende August am Edersee und dessen Zusage, mit dem Bundesverkehrsminister darüber sprechen und zu vermitteln.

Der hatte auch im WLZ-Interview erklärt, die Triggerlinie, ab der die Wasserabgabe an die Ober-Weser angepasst wird, und weitere relevante Aspekte politisch neu zu bewerten und nach Lösungen zu suchen. Das zugrunde liegende Gesetz sei sehr alt und berücksichtige heutige Anforderungen, etwa den Tourismus, nicht ausreichend, hatte Rhein erklärt. „Wir müssen zwar ein dickes Brett bohren, aber wenn wir damit nicht mit aller Kraft beginnen, kommen wir nie durch“, sagte Bürgermeister Westmeier. CORNELIA HÖHNE UND MARIANNE DÄMMER

„Das ist sachlich falsch“

Edersee: RP Kassel reagiert auf Aussage des WSA Weser zum Ende des Triggerlinien-Pilotprojektes

Waldeck-Frankenberg – Irritiert hat sich das Regierungspräsidium (RP) Kassel über die Aussage des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Weser zum Ende des Pilotprojektes „Triggerlinie“ gezeigt.

Rückblick: Die Waldeckische Landeszeitung hatte auf Grundlage einer Pressemitteilung des WSA Weser am vergangenen Samstag, 6. September, darüber berichtet, dass aufgrund der geringen Wassermenge im Edersee die Abgabe an die Oberweser verringert wurde. Das WSA Weser hatte in der besagten Pressemitteilung auch noch an den Probebetrieb „Triggerlinie“ erinnert – dieser sei in gemeinsamer Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Kassel sowie den beteiligten Interessenverbänden im Frühjahr 2024 beendet worden.

„Dies ist sachlich falsch“, betont Hendrik Kalvelage, Pressesprecher beim RP Kassel.Vielmehr habe das RP als Moderation beim letztmaligen Erfahrungsaustausch im Mai 2024 im Gegenteil eine Fortführung über den zunächst vereinbarten Zeitraum von fünf Jahren hinaus vorgeschlagen. „Zwischen den Beteiligten konnte leider im Zuge des Termins wie auch im Nachgang kein Konsens hinsichtlich einer Fortführung des Probebetriebs oder einer Implementierung der Triggerlinie in der Betriebsvorschrift der Edertalsperre erreicht werden“, führt Kalvelage weiter aus.

Er stellt weiterhin klar: „Seitens des Regierungspräsidiums als Moderation des Erfahrungsaustausches wurden in der Folge neuerliche Vermittlungsversuche in Bezug auf die Triggerlinie unternommen, die leider sämtlich keinen nennenswerten Fortschritt gebracht haben. Dies bedauern wir als Regierungspräsidium sehr.“

Das WSA Weser hatte nach Auskunft des RP-Sprechers seinerzeit angekündigt, den Triggerlinienbetrieb nicht fortführen zu können, wenn es keine Einigung unter den Teilnehmenden des Erfahrungsaustauschs gebe. „Insofern haben wir als Moderation leider keine Möglichkeit gesehen, den Erfahrungsaustausch im Sinne eines regionsübergreifenden Interessenausgleichs fortzuführen“, sagt Kalvelage.

Insbesondere der Weiterbetrieb der Triggerlinie berühre die Grundlagen der Zweckbestimmung der bundeseigenen Talsperre und der „Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs“. „Das sind Aspekte, die hoheitlich durch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, beziehungsweise das WSA Weser zu beurteilen und letztlich zu entscheiden sind“, erläutert der RP-Sprecher. DAU

2025 WLZ 13. 09.