Edersee auf Tiefstand: WSA reagiert
Wasserabgabe wird verringert, um das Absinken des Pegels zu verlangsamen

Nach langer Trockenphase: Der Wasserstand des Edersees ist unter 30 Millionen Kubikmeter gefallen. Das WSA verringert nun die Abgabe. © Foto: Philipp Daum
Waldeck – Der Wasserstand der Edertalsperre ist in der Nacht vom 4. auf den 5. September auf unter 30 Millionen Kubikmeter gefallen. Eine Folge der seit März andauernden Trockenphase. „Seit Februar ist im Einzugsgebiet der Talsperre in jedem Monat deutlich weniger Regen als im Mittel gefallen“, berichtete Maurice Jurke, Fachbereichsleiter Schifffahrt im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser: „Diese Trockenheit dominiert das Jahr 2025 und damit nicht nur die Schifffahrt auf der Weser und die Natur, sondern auch die Steuerung der Edertalsperre.“
Bereits früh im Jahr war das WSA Weser gezwungen, deutlich mehr Wasser als üblich zur Stützung des Wasserstands auf der Oberweser aus der Talsperre abzugeben. Grundlage dafür war die Betriebsvorschrift, die die Menge des abzugebenden Wassers vorschreibt. Zuletzt wurde über fünf Jahre die vom WSA Weser entwickelte „Triggerlinie“ im Pilotbetrieb getestet. Laut WSA ohne Erfolg.
„Mit der Triggerlinie wurde das Ziel verfolgt, weniger Wasser abzugeben und so die Saison für die Schifffahrt auf der Oberweser zu verlängern und gleichzeitig länger Wasser im See zu behalten. Zur Evaluierung wurden die Daten in 2024 über 70 Jahre Talsperrenbetrieb theoretisch ausgewertet“, erklärte Jurke: „Dieses Ziel konnte so aber nicht erreicht werden. Zum einen hat die Triggerlinie in knapp der Hälfte der Fälle die Wasserabgabe unnötigerweise eingeschränkt, weil es dann doch wieder Niederschläge gab. Zum anderen wurde die Saison für Oberweser und Edertalsperre im Schnitt nur um vier Tage verlängert – bei gleichzeitig deutlichen Einschränkungen für die Schifffahrt auf der Oberweser.“
In gemeinsamer Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Kassel wurde der Probebetrieb im Frühjahr 2024 beendet. Der durch das RP Kassel moderierte Erfahrungsaustausch mit den beteiligten Interessenverbänden wurde damit ebenfalls eingestellt.
Die derzeitige Niedrigwassersituation sei also nicht das Ergebnis geänderter Steuerungsregeln, sondern vielmehr in der Witterung begründet, schreibt das WSA. Statistisch gehöre 2025 im Bereich der Weser zu den drei trockensten Jahren seit der Jahrtausendwende – mit entsprechenden Folgen für Natur, Umwelt und Schifffahrt.
Um Belastungen zu verringern, haben WSA und RP Kassel nun Schutzmechanismen umgesetzt. Die eigentliche Mindestabgabe von sechs Kubikmeter pro Sekunde wurde aktuell auf fünf reduziert. Bei einem Talsperreninhalt von 28 Millionen Kubikmeter steht der nächste Reduktionsschritt auf vier Kubikmeter pro Sekunde an.
Jurke betonte: „Ziel der durch das RP Kassel veranlassten Verringerung ist es, dass der Talsperrenpegel langsamer absinkt, und der ,eiserne Bestand‘ möglichst nicht erreicht wird. Ab diesem Wert gilt Zufluss gleich Abfluss. In diesem Fall wäre eine Abgabe im Bereich von unter einem Kubikmeter pro Sekunde möglich.“
„In Phasen großer Trockenheit könnte dies fatal für die Pflanzen und Tiere im Bereich der unteren Eder sein und das gilt es zu verhindern“, bemerkte Jurke weiter. Die Schutzmechanismen zeigt auch bereits Wirkungen. „In der ersten Augusthälfte betrug die Abgabe ungefähr 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser jede Woche. Wäre dies so weitergegangen, wäre Ende September der ,eiserne Bestand‘ erreicht worden. Diese Tendenz wurde mit der verringerten Abgabe deutlich verlangsamt, sodass sich nunmehr der Talsperreninhalt nur noch um circa zwei Millionen Kubikmeter je Woche reduziert.“
Das WSA hofft, so das Erreichen des eisernen Bestandes so weit nach hinten hinauszögern zu können, das herbstliche Regenfälle den Wasserstand wieder steigen ließen.
RED
2025 WLZ 06. 09.